Beziehungstrend Zwanglosigkeit: Warum "Mingles" krank werden

Unverbindlichkeit mit Folgen: "Mingles" sind nicht alleine, aber auch nicht gebunden

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Moderne Liebe - Beziehungstrend Zwanglosigkeit: Warum "Mingles" krank werden

"Wir wollen einen Partner haben, der uns liebt, uns verbunden ist und für uns konsumierbar ist. Gleichzeitig wollen wir dasselbe aber nicht zurückgeben, unabhängig bleiben und weiterhin die Wahlmöglichkeit haben, unser Leben so wie es uns beliebt zu gestalten", charakterisierte Leibovici-Mühlberger im APA-Interview die "mixed Singles". Im Zeitalter der "Ich-AG" oder des "narzisstischen Individualisten" würden es viele Menschen vorziehen, sich anstelle des "ganzen Beziehungskuchens nur die Rosinen herauszupicken".

Trend aus "Beliebigkeitsgesellschaft"

Auf diese Weise könne man die schönen Seiten des Liebesglückes erfahren, während man sich unangenehmere Ereignisse, wie etwa das Kennenlernen der möglichen Schwiegereltern in spe, erspare. Zwischen "In einer Beziehung" und "Single" definiert sich der "Mingle" auf Facebook also wohl am ehesten mit "Es ist kompliziert". Der Grund für die fehlende Bereitschaft, sich zu binden, liegt laut der Autorin in der heutigen "Beliebigkeitsgesellschaft". "Wir erleben einen Wertepluralismus, in dem nichts mehr fix und alles möglich ist. Es gibt einfach keine Grundverbindlichkeiten mehr, auf die man sich verlassen kann."

Geschätzte Zwanglosigkeit

Die Zwanglosigkeit in Sachen Beziehung wird laut der Psychotherapeutin in allen Altersschichten geschätzt. In den 1960er-Jahren geborene Personen wären zwar noch "traditionell sozialisiert" worden, doch mit dem Fall des Eisernen Vorhanges im Jahr 1989 seien Kapitalismus und Ökonomie zum wichtigsten Prinzip der Menschen geworden. "Heute haben wir sozusagen den Neoliberalismus in der Beziehung", erklärte Leibovici-Mühlberger.

Entsorgt und gefühlstaub

Das Beziehungskonzept der "Mingles" verursache aber auch viel Leid: "Für gewisse Teilaspekte des Lebens wird ein Partner sozusagen zugekauft, dann konsumiert und wieder entsorgt. So wird man irgendwann gefühlstaub und vereinsamt." Mit dem Genremix aus Roman und Thesenbuch möchte die Psychotherapeutin deshalb "den Menschen das Werkzeug in die Hand geben, aus diesem Kreislauf auszusteigen".

Buchtipp:
Martina Leibovici-Mühlberger. "Diagnose: Mingle. Warum wir nicht mehr fühlen. Wie wir wieder lebendig werden"; Verlag edition a, 256 Seiten, 21,90 Euro; 1. Auflage 2014, ISBN: 978-3990010990)

Kommentare

Singles und Mingels sind zum Zusammenleben unfähige Leute mit extremen Zukunftsängsten "Eine Beziehung könnte schief gehen" die sich ihre Bugs zu Features hochstilisieren wollen.

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