Bruce Springsteen:
65 und kein bisschen leise

Der "Boss" entdeckt sich auch im Alter neu: Kinderbuch und Schauspiel-Debüt

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    Bruce Springsteen: Heute wird er 65 Jahre alt.

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    1985

    Im "Born in the USA"-Stil

Aufgewachsen ist Bruce Frederick Joseph Springsteen in einem schmuddeligen Haus in der Arbeiterstadt Freehold in New Jersey; teils bei seinen Großeltern, teils im elterlichen Haushalt mit seinem depressiven bis aggressiven Vater Doug, dessen eigene Jugend vom Tod seiner fünfjährigen Schwester Virgina überschattet wurde. Der Todesfall hinterließ die Familie am Boden zerstört. Jahrelang musste der kleine Bruce noch als Ersatz für die längst verstorbene Tante herhalten.

Die Arbeiter-Ikone

Vieles davon verarbeitete Springsteen in seinen Songs und kompensierte die Unzulänglichkeiten mit einem enormen Perfektionismus sowie extrem harter Arbeit. (Er schrieb meist zehn Mal soviele Songs, wie für ein Album benötigt). Mit seinen Beobachtungen über das Leben des „kleinen Mannes“, inspiriert durch seine Herkunft, wurde er zur amerikanischen Arbeiter-Ikone (womit Springsteen allerdings zu kämpfen hatte, war er doch selbst nie ein einfacher Arbeiter gewesen und inzwischen vielfacher Millionär.)

In seiner Heimat New Jersey wurde Springsteen mit mehreren Bands schnell bekannt. Er zog nach New York, bekam 1972 einen Plattenvertrag und gründet mit Freunden die E Street Band. Das dritte Album "Born to Run" brachte 1975 den Durchbruch, mit "Born in the U.S.A" wurde 1984 der Olymp der Rock-Musik endgültig erklommen. Dass der Titelsong des Albums mit seiner Anti-Kriegs-Botschaft oft als patriotische Jubelhymne fehlgedeutet wird, hat den Künstler allerdings lange geschmerzt.

E Street Band

Nach dem ganzen „Born in the USA“-Hype hatte der „Boss“ auch erst einmal genug: Er löste 1989 völlig überraschend die E Street Band auf: „Ich brauchte eine Pause, musste andere Dinge machen, möglichereweise mit anderen Musikern spielen, was ich so lange nicht mehr gemacht hatte“, erzählt Springsteen Peter Ames Carlin, dem Autor einer Biografie. Nach diversen Soloprojekten gab es zehn Jahre später die grandiose Wiedervereinigung im Rahmen einer Live-Tour bevor 2002, „The Rising“ entstand, ein Album unter den Eindrücken des 11. September 2001. Seitdem ist die E Street Band vereint, wenn es auch herbe Schläge für die Truppe gab: 2011 erlitt Springsteens „Big Man“, seine starke Schulter zum Anhalten, Clarence Clemons, einen Schlaganfall und starb kurz darauf. Auch der Organist und E Street-Mitglied der ersten Stunde, Danny Federici, lebt seit 2008 nicht mehr.

"Musik bis zum bitteren Ende"

Doch trotz der persönlichen Verluste, die diese Todesfälle in der Band hinterlassen haben, seien „die Wunden nicht annähernd so tief wie die Verbundenheit“, so Autor Carlin. Und genau das macht Bruce und seine E Street Band sowie deren ungebrochenen Erfolg aus: „Erinnerungen, gepaart mit neuen Gesichtern und die Vergänglichkeit der Zeit“ spricht Springsteen mit seiner Band nun an und gibt dabei, so Springsteen-Experte und New Yorker-Chefredakteur David Remnick im Interview mit NEWS.AT, das Versprechen: „Musik zu machen bis zum bitteren Ende, solange die Zeit noch reicht.“

Neues ausprobieren

Doch zu seinem 65. Geburtstag, den Bruce Springsteen heute am 23. September feiert, scheint dem "amerikanischsten aller Musiker" die Musik alleine nicht zu reichen: Mit "Outlaw Pete" bringt der "Boss" im November ein Kinderbuch auf den Markt. Zudem ist er demnächst in der norwegischen Gangster-Serie "Lillyhammer" neben seinem E Street-Kollegen Steven Van Zandt erstmals als Schauspieler zu sehen. Von wohlverdienstem Ruhestand ist also auch mit 65 noch lange keine Spur - zur Freude seiner zahlreichen Fans.

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