Öl-Krimi: Ermittlungen rund
um C.A.T. Oil weiten sich aus

Die Justiz geht auch Vorwürfen gegen aktuelle Firmen-Verantwortliche nach.

Es ist einer der spektakulärsten Wirtschaftskrimis, die Österreich derzeit zu bieten hat. Nach einer hitzigen Übernahmeschlacht beim Wiener Ölfeld-Dienstleister C.A.T. Oil vor eineinhalb Jahren prallen die neuen und ehemaligen Eigentümer an vielen Fronten aufeinander. Ehemalige Manager wurden angezeigt. Ermittlungen laufen. Doch wie News erfahren hat, geht die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mittlerweile auch Vorwürfen gegen aktuelle Firmen-Verantwortliche nach.

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um C.A.T. Oil weiten sich aus

Hintergrund ist eine Anzeige vom 1. Dezember 2015 wegen des Verdachts auf „Falschbilanzierung“ und Untreue. Diese liegt News vor. Konkret geht es um die Bilanzierung von konzerninternen Forderungen der C.A.T. Oil AG gegenüber der Tochterfirma C.A.T. Oil Leasing. Laut Sachverhaltsdarstellung wurde der Unternehmenswert der C.A.T. Oil Leasing auf null abgeschrieben, die Forderungen in Höhe von rund 200 Millionen Euro per Ende 2014 jedoch nicht entsprechend wertberichtigt. Wäre das geschehen, hätte es keinen Bilanzgewinn gegeben, eine Dividendenausschüttung wäre nicht möglich gewesen, heißt es in der Anzeige.

„Anzeige einbezogen“

Diese Anzeige sei „in das laufende Ermittlungsverfahren einbezogen“ worden, bestätigt eine Sprecherin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft auf Anfrage. Eine zweite Anzeige vom 18. Mai 2016 werde derzeit geprüft. Auch diese liegt News vor. Es geht grundsätzlich um den gleichen Vorwurf, allerdings in Bezug auf den Jahresabschluss 2015. Das Eigenkapital sei zu hoch ausgewiesen worden.

C.A.T. Oil hat bekanntermaßen nach der Übernahme durch den Öl-Manager Maurice Dijols im Vorjahr gegen frühere Manager Anzeigen erstattet. Insgesamt ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen vier bekannte Beschuldigte und weitere unbekannte Täter. Es gehe um den Vorwurf der Untreue und er Geldwäscherei im Zusammenhang mit Bestellvorgängen durch Tochtergesellschaften der C.A.T. Oil AG im Zeitraum 2011 bis 2014, teilt eine Sprecherin mit. Man gehe von einem Schadensbetrag in zweistelliger Millionenhöhe aus.

Ermittlungen in Deutschland

Doch auch anderenorts beschäftigt C.A.T. Oil die Behörden. Dort geht es konkret um die umstrittene feindliche Übernahme. Die Firma ist in Frankfurt börsennotiert. Dort ermittelt seit mehr als einem Jahr die Staatsanwaltschaft. Ausgangspunkt ist eine Strafanzeige in Zusammenhang mit dem Pflichtangebot, das Dijols Firma Joma Ende 2014 im Rahmen der Übernahmeschlacht gelegt hatte. Es wurden Ermittlungen gegen drei Beschuldigte eingeleitet. Dabei ging es in erster Linie um den Vorwurf der Marktmanipulation und darüber hinaus um den Vorwurf der Untreue. „Die Ermittlungen dauern an“, erklärt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Anfrage. Der Sachstand sei weitgehend unverändert. Weitere Angaben könnten „aus ermittlungstaktischen Gründen“ derzeit nicht gemacht werden.

Ebenfalls noch nicht am Ende angelangt ist eine Untersuchung der deutschen Finanzmarktaufsicht Bafin. Diese prüft seit rund einem Jahr den Handel mit Wertpapieren der C.A.T. Oil AG auf mögliche Marktmanipulation.

Vorwürfe zurückgewiesen

Alle Betroffenen haben sämtliche Vorwürfe immer zurückgewiesen. „Zu den angeblichen staatsanwaltlichen Ermittlungen können wir nur feststellen, dass C.A.T. Oil dazu bisher nicht von der Staatsanwaltschaft kontaktiert wurde“, heißt es in einer Stellungnahme. Der Vorwurf sei „alt und kommt von Seiten ausgeschiedener Gesellschafter“. Die Ausleihungen der C.A.T. Oil AG an die Leasing-Tochter seien in den Geschäftsberichten ordnungsgemäß berichtet worden. Die Berichte wiederum seien von namhaften Wirtschaftsprüfungsunternehmen „auditiert“ worden.

Bezüglich der Vorwürfe in Deutschland wurde bereits früher darauf verwiesen, dass das Angebotsdokument für die Übernahme von der Bafin geprüft und nicht beanstandet worden sei. Joma und Dijols seien immer um größtmögliche Transparenz bemüht gewesen, hieß es im Vorjahr. Keiner der Involvierten habe sich etwas vorzuwerfen.

Putins Pipeline-Zar

Im Ermittlungsverfahren in Wien ist übrigens ein besonders spannender Name aufgetaucht: News-Informationen zufolge könnte der frühere russische „Pipeline-Zar“ Semyon Vainshtok rund um C.A.T. Oil involviert sein. Vainshtok war auch einmal Putins Mann für Sotschi. Vorwürfe gegen ihn liegen nicht vor. Was er mit dem Öl-Krieg in Wien zu tun haben könnte, lesen Sie im neuen News.

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