Die größten Mythen über
Ein-Personen-Unternehmen

EPU sind keine echten Unternehmer und wirtschaftlich unbedeutsam? Von wegen!

Leistungsorientiert, schnell, flexibel und auf Kundenbedürfnisse fokussiert, prägen Österreichs Ein-Personen-Unternehmen (EPU) mit ihren Innovationen und spezialisierten Angeboten zunehmend die Wirtschaft. Heute bilden sie bereits die Mehrheit der heimischen Betriebe (57 Prozent) und sind eine unverzichtbare, treibende Kraft in der rot-weiß-roten Businesswelt. Und doch sehen sich gerade EPU oft mit negativen Vorurteilen konfrontiert. Wir haben hier die häufigsten Mythen zusammengefasst - samt eindeutigen Daten und Fakten, die mit solchem Irrglauben aufräumen.

von In Mann vor seinem Schreibtisch © Bild: iStockphoto.com

"Ein-Personen-Unternehmen tragen kein unternehmerisches Risiko, schaffen keine Wertschöpfung, sind von einem Klienten abhängig, prekär und besitzen daher keine Wettbewerbsfähigkeit."

All das ist falsch. Laut Mittelstandsbericht 2012 erwirtschafteten 112.500 EPU eine Bruttowertschöpfung von 5,8 Milliarden Euro. 39 Prozent der EPU wollen mittelfristig sogar Mitarbeiter beschäftigen. Die meisten (29 Prozent) machen das von der zukünftigen Auslastung abhängig, bei zehn Prozent ist es definitiv geplant. Auch weisen EPU eine hohe Überlebensdauer auf: Nach fünf Jahren sind noch 59 Prozent der gegründeten Unternehmen tätig.

Eine weitere beeindruckende Zahl: Im Durchschnitt haben Österreichs EPU 30 unterschiedliche Kunden, wobei die Zahl von Branche zu Branche schwankt. Diese Diversität an Klienten ist von einem Abhängigkeitsverhältnis von einem Auftraggeber weit entfernt.

"EPU wollen nicht wirklich selbstständig sein. Sie sind versteckte Arbeitslose und in die Selbstständigkeit eher gedrängt worden."

Die Motive, warum EPU gegründet werden, sind vielfältig und haben mit einer Gründung aus Not meist wenig zu tun. Im Gegenteil: 73 Prozent streben eine flexiblere Zeiteinteilung an, 72 Prozent eine bessere Selbstverwirklichung. Auch die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt eine wichtige Rolle, denn: 44 Prozent sehen diese in der selbstständigen Tätigkeit als EPU besser gegeben als im Angestelltenverhältnis. Für 48 Prozent war das Erkennen einer Marktchance bzw. die Umsetzung einer Projektidee ein ausschlaggebendes Motiv.

Darüber hinaus widerlegt eine Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft klar, dass die Selbstständigkeit ein verbreiteter Schritt aus der Arbeitslosigkeit ist. Nur zwei Prozent der Arbeitslosen, die unselbstständig beschäftigt waren, machen sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig.

"EPU sind nicht leistungsfähig: zu klein, zu wenig vernetzt und ohne Wachstumschancen. Nur wer groß ist, kann Innovation und Ideen hervorbringen."

Das Denken, dass Größe immer Trumpf ist, gehört einer alten Schule an. Während früher Innovationen und Entwicklungen auf linearem Weg (Analyse, Konzept, Prototyp und Markteinführung) hervorgebracht wurden, steht heute eine offene Innovationsform, bei der auch Benutzer miteinbezogen werden, im Mittelpunkt ("user-driven innovation"). Neue Ideen werden im Netzwerk mit Partnern und Kunden entwickelt und realisiert. EPU sind hierbei gut aufgestellt. Fast 50 Prozent aller Gründer machen sich selbstständig, weil sie eine Produktidee um- und damit eine erfolgversprechende Nische besetzen wollen. Gerade im wissensintensiven und digitalen Bereich haben sich deshalb viele EPU etabliert.

Mit der Kleinstrukturiertheit von EPU geht zudem ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil einher: flexible Vernetzung. Zwei Drittel der EPU kooperieren mit Geschäftspartnern, um Leistungen für Kunden zu erbringen.

"Zugang zu Fremdkapital ist für EPU kein Thema. Sie sind so klein, dass sie genug Eigenkapital haben, um die Unternehmensfinanzierung zu sichern."

Tatsache ist, dass das Vermögen der heimischen EPU in den Jahren 2011/2012 nur zu 23 Prozent mit Eigenkapital finanziert war. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wäre ein Wert von 30 Prozent zweckmäßig. Gerade EPU brauchen daher Zugang zu Fremdkapital. Über drei Viertel ihres Vermögens waren damit finanziert, wobei der Großteil durch Bankverbindlichkeiten gedeckt wurde (43 Prozent). Diese Abhängigkeit von Banken ist für die wirtschaftliche Entwicklung von EPU gefährlich. Denn im Zuge der Bewältigung der Banken-und Staatsschuldenkrise wurden höhere Eigenkapitalerfordernisse für Kreditinstitute festgeschrieben (Basel III), in deren Folge es zu Engpässen in der Finanzierung von Unternehmen kommen kann. Deshalb ist auch für EPU der Zugang zu Fremdkapital ein wichtiges Thema.

"Selbstständige, die ein EPU gegründet haben, sind alle gleich. Sie lassen sich alle auf eine Branche, ein ähnliches Alter und einen Persönlichkeitstyp zusammenfassen."

EPU finden sich in jeder Sparte. Und sie sind keine homogene Gruppe. Den größten Anteil weisen Gewerbe und Handwerk (63,4 Prozent) sowie Information und Consulting (60,6 Prozent) auf. Aber auch im Handel sind 47,4 Prozent der Unternehmen EPU, in der Industrie 37,8 Prozent, im Transport und Verkehr 35,2 Prozent und in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft ein Drittel (32,6 Prozent).

Neben dem breiten Branchenspektrum verfügen EPU auch über unterschiedliche Persönlichkeitstypen. Die heimischen EPU teilen sich gleichmäßig in vier Gruppen auf: 27 Prozent können unter dem Titel "Unternehmer aus Leidenschaft" zusammengefasst werden. Weitere 24 Prozent sehen sich als "aufgabenorientierte Unternehmer", 23 Prozent bilden die "imageorientierten Unternehmer" und 26 Prozent die "Laissez-faire-Unternehmer". Eine Vielfalt, die sich auch in der Altersstruktur der EPU manifestiert: Die größte Gruppe sind die 40-bis 49-Jährigen (33,5 Prozent), gefolgt von den 50- bis 59-Jährigen (25,2 Prozent) und den 30- bis 39-Jährigen (22,3 Prozent). Die Jüngsten (20 bis 29 Jahre) stellen 9,7 Prozent, die Ältesten (über 60 Jahre) neun Prozent der EPU.

Info, Rat &Hilfe

Im Gegensatz zu Großunternehmen stehen EPU keine Juristen oder Spezialisten zu Fachthemen zur Verfügung. Diese werden ihnen von der WKO in 82 Regionalstellen und 9 Landeskammern angeboten.

Kommentare

Danke, sehr nett der Artikel, aber zu wirtschaftlich behaftet. So denkt nur ein Vorstand, oder ein Gremium, oder grössere Unternehmen. Aber lesen die den überhaupt news? Also ein Normalbürger glaubt doch eher an viel Geld und protzigen Firmenwagen und jede menge Urlaub und massig Schwarzgelder und arbeiten wann man will und was weiss ich noch alles. So sprechen mich zumindest manche Leute an.

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