Bildungslücke Wirtschaft?

WU-Studie ortet deutliche Defizite bei ökonomischem Wissen von Schülern

Österreichs Jugendliche sollten sich in grundlegenden Wirtschaftsfragen deutlich besser auskennen. Zu diesem Fazit kam am Mittwoch eine Diskussionsrunde beim Forum Alpbach. Nur über die Lösungsansätze gingen die Meinungen stark auseinander.

von Forum Alpbach - Bildungslücke Wirtschaft? © Bild: © Corbis. All Rights Reserved.

Bisherige Studien über wirtschaftliche und finanzwirtschaftliche Kenntnisse von Jugendlichen zeigen eine hohe Ungleichheit beim Wissenstand. Dies sei für alle von Nachteil und schädlich für die Volkswirtschaft. Auch eine aktuelle Studie der WU-Professorin Bettina Fuhrmann zeigte deutliche Defizite im Wirtschaftswissen von 14-Jährigen Schülerinnen und Schülern in Österreich.

Praktisches Wissen ist gefragt

"Ohne grundlegende Wirtschaftsbildung geht es nicht", betonte die Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich, Anna Maria Hochhauser. Ökonomisches Wissen sei vor allem wichtig für die Berufswahl.

Der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier appellierte an die Politik, Interessensvertretungen und Unternehmen, die Jugendlichen nicht zu überfordern und ihnen Freiheiten zu lassen. "Wir müssen davon wegkommen, dass wir belehren." Die Lösungen würden nicht von Universitäten und Körperschaften kommen, sondern von der Zivilgesellschaft. "Frischer Wind muss von draußen kommen." Bei Wirtschaftswissen gehe es um Praxis in einem lebensrelevanten Kontext. "Das Modell der Praxisfirmen geht in die richtige Richtung."

Finanzwissen via YouTube

Heinzlmair warnte auch vor Verallgemeinerungen: Es gebe nicht "die Wirtschaft" und nicht "die Jugend", sondern verschiedene Milieus. Unwissende Jugendliche seien "Produkte der verblödeten Eltern". Auch bei über 60-jährigen sei das Wirtschaftswissen nicht sonderlich ausgeprägt.

Erste-Vorstand Peter Bosek plädierte dafür, Jugendliche "in ihrer Welt" abzuholen. Man habe selbst Youtube-Videos zu Finanzwissen produziert. Die Klickzahlen seien aber sehr bescheiden gewesen. "Fader Inhalt und moderner Kanal bringt nichts."

Kritisches Denken soll gefördert werden

Die OECD-Expertin Andrea-Rosalinde Hofer mahnte ebenfalls wie Heinzlmaier, den jeweiligen sozialkulturellen Hintergrund der Jugendlichen zu bedenken. Ökonomische Bildung sollte kritisches Denken anregen und dabei sollten auch verstärkt die Lehrer aktiv werden. Schüler müssten sich mit wirtschaftlichen Fragen identifizieren können.

Auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat sich dem Thema Wirtschaftswissen für Jugendliche in den vergangenen Jahren verstärkt gewidmet und ein umfangreiches Bildungsprogramm inklusive Homepage und Unterrichtsmaterialien aufgebaut.

Kommentare

Ivoir
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ie Vermittlung der Bildung befindet sich in einem Quantensprung. Die Phase der Umbildung braucht seine Zeit, die wir scheinbar nicht haben. Einem Vortragenden zuhören wird immer schwieriger, weil die Schüler durch detaillierte Apps über digitale Vorinformationen verfügen, die ein wirkliches Zuhören der Dozenten behindern.

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Die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch wird abgeschwächt, geht verloren. Übrigens; Von zehn Befragten wissen acht wo New York liegt, nur drei davon kennen die Hauptstadt von Salzburg.
Einige werten zwei plus zwei als eine hypothetische fünf, während der Rest über die Rechenmethode, drei plus eins oder Zwei mal zwei oder eins plus drei, diskutiert.

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Die einen schaffen die Prüfung, weil sie weiter als vier zählen können, die andern weil sie ein annäherndes Ergebnis errechneten.

Roland Mösl

Ich orte schwere Wissenslücken im ökonomischen Wissen bei Wirtschaftswissenschaftlern. Darüber habe ich ein ganzes Buch geschrieben, über den Niedergang unseres Lebensstandards: "Caclulation ERROR"

higgs70

Naja, mit dem kritischen Denken hat sie nicht unrecht, die Frau Hofer, denn wer eine Statistik lesen kann fällt beispielsweise auf "Kärnten wird reich" nicht rein und wer sich vorstellen kann wieviel 24 Milliarden Euro sind brüllt bei einer derartigen Haftung auf.
Und genau deshalb ist es kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit der Demokratie die Bildung der Bevölkerung aufs mögliche Maximum zu schrauben (nicht nur im wirtschaftlichen Bereich), denn nur wer eine rhetorische Aussage in die Sachbestandteile zerlegen kann und diese zu wägen in der Lage ist, wird immun.Und nur wer neben den wünschenswerten Aspekten einer Entscheidung auch in der Lage ist, über unthematisierte Kollateralschäden derselben zu sinnieren, kann ein eigenes Urteil bilden. Eine Monarchie kann man mit zehn informierten Hanseln führen, in einer Demokratie, in der der Souverän das Volk ist und entscheiden soll, brauchts eine durchgängige Front selbstständiger Gehirne und Pluralität. Aber das ist, mit Verlaub, nicht der Weg den ich uns gehen sehe.

Dabei haben wir eines der teuersten Bildungssystem weltweit!
Obwohl unsere Kinder bei den Pisa-Test´s immer wieder schlecht abschneiden, verweigern SPÖ+ÖVP beharrlich eine moderne Bildungsreform.

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