Nie mehr einsam fühlen

Mit dieser Methode entkommen Sie Negativgefühlsspirale & fühlen sich weniger alleine

Kennen Sie das Gefühl, sich plötzlich ganz furchtbar einsam zu fühlen? Sie wollen Pläne für das Wochenende machen, aber alle ihre Freunde scheinen schon etwas vorzuhaben. Sie nehmen sich vor, einen Spaziergang oder Sport zu machen und abends vielleicht ins Kino zu gehen. Und dann verwerfen Sie alles wieder, ignorieren ihr Handy, wenn es klingelt, und wickeln sich zuhause fest in eine Decke ein. Ein Ärzte-Ehepaar will nun einen Ausweg aus diesem Teufelskreis gefunden haben.

von Einsamkeit © Bild: istockphoto.com

Auf der ganzen Welt gibt es viele Menschen, die sich einsam fühlen. Das beste Beispiel ist Korea: Hier wohnt ein Drittel aller Bürger alleine. Aus der Isolierung der Menschen hat sich sogar ein neuer Berufszweig entwickelt - eine Koreanerin verdient beispielsweise an die 6.600 Euro pro Monat damit, vor einer Webkamera Gerichte zu kochen und im Anschluss zu verspeisen. Sie leistet so Menschen, die ihr zusehen, auf surreale Weise Gesellschaft.

Ein Weg aus dem Teufelskreis

Doch mit dem Gefühl der Einsamkeit muss man sich nicht abfinden. John und Stephanie Cacioppo haben das Phänomen der inneren Leere erforscht. Sie haben herausgefunden: Unsere Gehirne reagieren anders, wenn wir uns einsam fühlen. Wir sind dann anders gepolt, reagieren viel sensibler*.

In einem solchen Gefühlszustand gerät man leicht in eine negative Verhaltensspirale: Obwohl man sich alleine fühlt, schotet man sich sozial noch mehr ab. Weil man beispielsweise fürchtet, von Fremden oder gar Freunden zurückgewiesen zu werden. Dieses Verhaltensmuster, da sind sich die beiden Ärzte aus Chicago sicher, kann man überwinden. Und zwar mit folgenden vier Schritten:

Die "Leichtigkeitsmethode" (EASE Method)

Die Schritte, schreibt Dr. Cacioppo auf der Website von Psychology Today**, erscheinen vielleicht auf den ersten Blick sehr naheliegend und wenig überraschend zu sein. Aber so sei das oft mit zurechtgeschneiderten Lebensweisheiten: In Wirklichkeit erklärten Sie nicht, wie wir ticken. Ihnen bleibt nur eines, wenn Sie wirklich etwas ändern möchten: Geben Sie diesem Test eine ehrliche Chance.

1. E wie Erweitern Sie Ihren Horizont. Der Rückzug und die Passivität der Einsamkeit sind eine Schutzreaktion vor einer möglichen Bedrohung. Damit Sie sich antrainieren können, anders mit diesem bedrohlichen Gefühl umzugehen, brauchen Sie einen sicheren Ort, um zu experimentieren. Sie müssen dabei klein anfangen. Versuchen Sie nicht gleich die Liebe Ihres Lebens zu finden oder sich selbst vollkommen neu zu erfinden. Stecken Sie nur Ihre Zehe ins Wasser. Melden Sie sich freiwillig für einen sozialen Dienst, zum Beispiel in einem Flüchtlingslager oder einem Krankenhaus. Lernen Sie Älteren, mit Computern umzugehen, lehren Kinder, lesen Blinden vor oder helfen in einem Kindersportklub.

2. A wie Aktionsplan. Manche fühlen sich, als hätten Sie nichts unter Kontrolle. Es reicht vollkommen aus, zu realisieren, dass man kein passives Opfer ist, sondern die Dinge in die Hand nehmen kann, indem man seine Gedanken, Handlungen und Erwartungen gegenüber anderen verändert. Das kann magisch wirken und einem einen richtigen Energieschub geben. Als nächsten Schritt erkennt man, dass man aktiv entscheidet, wo man seine Energie hinein investiert. Vielleicht ist z.B. eine Theatergruppe nicht das Richtige für Sie, aber Sie könnten Backstage helfen, und so Anschluss finden. Wenn sie menschenscheu sind, können Sie sich für Tiere engagieren und haben so Gesprächsstoff. Aber: Soziale Verbindungen erfordern keine Superkräfte. Machen Sie nicht zu viel für andere, sondern tun Sie es für sich. Seien Sie offen, sich für etwas zu engagieren, aber verbinden Sie dies mit realistischen Erwartungen. Heißt: Halsen Sie sich nicht zu viel auf - Sie müssen nicht gleich Mutter Theresa werden.

3. S wie Selektion. Das Geheimnis in der Auflösung der Einsamkeit besteht nicht in der Quantität, sondern der Qualität von Freundschaften. Die Verbindungen, die Sie mit Menschen eingehen, müssen von Bedeutung sein und befriedigend für beide Parteien sein. Sie müssen herausfinden, welche Freundschaften dies versprechen und welche in die falsche Richtung gehen. Einsamkeit macht uns sehr sensibel für Signale, der Trick ist es, ruhig zu bleiben und die Signale richtig einschätzen zu lernen. Darüber hinaus muss man sich immer wieder daran erinnern, dass es keine gute Basis für eine tiefe Verbundenheit ist, wenn man sich von Aussehen oder Status einer Person angezogen fühlt. Kompatibilität hängt von viel mehr ab, wie Glaube, Meinung, Interessen und gemeinsamen Aktivitäten. Das Prinzip "Gleich und gleich gesellt sich gerne" funktioniert hier gut: Ruhigere Menschen sollten sich ebenfalls Menschen zum Reden suchen, die es unaufgeregt mögen. Enthusiastische Leser sollten lieber in Leseklubs gehen, statt in Tanzclubs.

E für Erwarten Sie das Beste. Soziales Behagen macht uns zu beständigeren, großzügigeren und belastbareren Menschen. Es hilft uns, dabei optimistischer zu sein und die "Erwarte das beste"-Einstellung holt einfach auch das Beste aus uns heraus. Wärme und der gute Wille zieht seinesgleichen an. Mit etwas Übung kann jeder von uns ändern, wie er von außen gesehen wird. Angst und kritisches Verhalten zwingt und ganz schnell wieder in die Einsamkeit zurück. Konzentrieren Sie sich auf ganz kleine Anerkennungen von außen, erwarten Sie das Beste, aber seien Sie dabei bescheiden. Über Sie sich in Geduld und überinterpretieren Sie die Dinge nicht.

*So anders tickt man einsam: Den Testpersonen der Cacioppos wurden Wörter in verschiedenen Farben gezeigt. Die Testpersonen mussten dann die Farbe, nicht das Wort nennen. Einige der Wörter beschreiben soziale Tätigkeiten, die positiv behaftet sind, wie zum Beispiel "Party". Andere gingen in die negative Richtung, wie "einsam". Dabei wurden die Hirnströme der Probanden gemessen.

Die "einsamen Seelen" reagierten um einiges empfindlicher auf gewissen Wörter, wie diejenigen, die ein gutes soziales Netzwerk hatten. Manche Wörter wirkten also wie kleine Stromschläge auf einige Testpersonen. Die Ärzte meinten dazu, es wäre wichtig, dass sich einsame Menschen bewusst sind, dass ihre Gehirne sensibler sind und Einfluss auf ihr Verhalten haben.

** Der folgende Text wurde frei aus dem Englischen übersetzt.

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