Mit Frühling kommt wieder Zeckengefahr: Buttersäure und Wärme als Schlüsselreize!

Tiere übertragen Krankheite wie FSME und Borreliose FSME-Impfung gilt als sehr zuverlässige Prävention

Zecken funktionieren vergleichsweise einfach, aber nachweislich erfolgreich. Der Geruch nach Buttersäure und eine Temperatur von rund 37 Grad reichen aus, um die Zecke zum Zubeißen zu motivieren. Durch den warmen Winter sind die Tiere heuer früher als sonst aktiv geworden. Etwa ab acht bis zehn Grad Außentemperatur sind Zecken bereit, nach einem geeigneten Wirt Ausschau zu halten.

Mit Frühling kommt wieder Zeckengefahr: Buttersäure und Wärme als Schlüsselreize!

Zecken gehören zu den Spinnentieren, genauer gesagt zu den Milben. Aus den Tausenden von Eiern, die ein einziges Weibchen legen kann, schlüpfen Larven, die sich innerhalb weniger Wochen zu so genannten Nymphen entwickeln. Larven unterscheiden sich von Nymphen und den ausgewachsenen, geschlechtsreifen Tiere durch ihre sechs Beine und die geringere Größe. Erst als Nymphe und im erwachsenen Stadium haben Zecken die für Spinnentiere typischen acht Beine.

Tausende Eier pro Weibchen
Der bei uns häufigste und bekannteste Vertreter der Schildzecken ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Die Weibchen sind mit vier Millimetern relativ groß, im vollgesogenen Stadium kann der Hinterkörper auf bis zu über zehn Millimeter anschwellen. Die Tiere brauchen dann monatelang keine Nahrung. Ein erwachsenes Weibchen kann nach einer derartigen Blutmahlzeit tausende Eier produzieren, die einfach in den Wald- oder sonstigen Boden gelegt werden.

Buttersäure und Wärme als Schlüsselreize
Zecken sind bezüglich ihrer Wirte nicht besonders wählerisch, als Jungtiere saugen sie durchaus auch an Kaltblütern wie Eidechsen. Im erwachsenen Stadium bevorzugen sie meist Säugetiere oder Vögel. Einen geeigneten Wirt findet der Holzbock auf vergleichbar einfache Weise, es sind nur zwei Reize nötig. Um überhaupt aktiv zu werden, genügen für manche Arten winzige Mengen von Buttersäure in der Luft, die meisten Säugetiere und auch der Mensch verströmen diesen Geruch. Ist das Opfer lokalisiert und erklommen, sucht sich die Zecke noch einen Platz am Körper, der nur einem Kriterium entsprechen muss: Er muss rund 37 Grad warm sein.

Dann geht es los, die Mundwerkzeuge durchbrechen die Haut und verankern das Tier - unter Umständen für Wochen - an der Bissstelle. Wissenschafter haben versuchsweise Zecken auf 37 Grad warme Steine gesetzt und Buttersäuredämpfe verströmt, worauf die Parasiten prompt versuchten, den Steinen Blut abzuzapfen.

Zecken als Krankheitsüberträger
Ist ein geeignetes Opfer gefunden, wird bei der nun folgenden Blutmahlzeit nicht nur gesaugt. Die Zecke spritzt gerinnungshemmende Faktoren in die Wunde und kann damit auch die verschiedensten Krankheiten übertragen. Am verbreitetsten und auch gefährlichsten sind dabei die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) und die so genannte Borreliose, zwei Krankheiten, welche außer dem Überträger wenig gemein haben.

FSME-Impfung ratsam
FSME wird durch Viren verursacht. Anfangssymptome sind die einer normalen Erkältung der Grippe. Der Erreger greift das Gehirn an, es kommt zu Entzündungen und Schwellungen, die zu Genickstarre und Lähmungen und sogar zum Tod führen können. Nach Schätzungen von Experten führt FSME in einem Prozent der Fälle zum Tod.

Ein Medikament gegen FSME gibt es nicht, ist die Krankheit einmal ausgebrochen, kann man nur auf die Selbstheilungskraft des Patienten gegen das Virus hoffen und die Symptome lindern. 2006 wurden 84 derartige Erkrankungen österreichweit gezählt. Ein gutes Zeugnis stellen Mediziner der Impfung gegen die FSME - landläufig oft "Zeckenimpfung" genannt - aus. Die Immunisierung gegen das Virus sei sicher und kaum mit Nebenwirkungen verbunden. Lediglich in rund 0,5 Prozent kommt es zu über das übliche Ausmaß hinaus gehende Reaktionen.

Mediziner gehen davon aus, dass die FSME-Rate im "Zeckenland" Österreich ohne Impfungen wesentlich höher wäre. Im Jahr 1979, vor Beginn der Impfkampagnen, verbuchte man noch 677 FSME-Fälle, seither pendeln die Zahlen zwischen 60 und 100 Fällen.

Zecken übertragen auch schmerzhafte Borreliose
Völlig anders ist die Sache bei der Borreliose, deren Verursacher ein Bakterium ist. Laut Schätzungen ist rund ein Drittel der Zecken potenzieller Überträger der so genannten Borrelien. Allerdings führt nicht jeder Biss zu einer Erkrankung. Typische Symptome sind zu Beginn ein mehr oder weniger runder, roter Hof um die ehemalige Bissstelle. Die Entzündung dehnt sich in Folge flächig aus und kann zunehmend auch Schmerzen verursachen.

Wird die Erkrankung nicht behandelt, so können die Bakterien nach Monaten oder sogar Jahren alle möglichen Organe befallen und zu den verschiedensten Beschwerden führen. Häufig betroffen sind Gelenke, Muskeln - und somit möglicherweise das Herz - sowie das Nervensystem. Eine Impfung gegen Borrelien ist derzeit nicht möglich, dafür sind die Erreger wie viele Bakterien relativ einfach mit Antibiotika zu bekämpfen. Bei rechtzeitiger Diagnose ist eine vollständige Heilung in der Regel kein Problem. Während mit dem FSME-Erreger infizierte Zecken in Österreich lokal konzentriert sind, kann man sich eine Borreliose praktisch überall holen.

Vorsicht beim Entfernen
Zecken erwischt man zwar vornehmlich im Wald, die Tiere leben aber auch in Gebüschen, selbst mitten in der Stadt. Hat man an sich eine festgebissene Zecke entdeckt, so sollte man nach neueren Erkenntnissen keine Hausmittel wie Öl oder Klebstoff anwenden. Bringt man das Tier um, während es noch in der Haut sitzt, so besteht die Gefahr, dass es im Todeskampf alle möglichen Körpersäfte in die Wunde speit. Statt dessen sollte man die Zecke mit einer stumpfen Pinzette packen und durch vorsichtiges Hin- und Herwackeln lösen. Behauptungen, wonach bei dieser Prozedur abgerissene Zecken-Köpfe über die Blutbahn ins Gehirn wandern, gehören ins Reich der volkstümlichen Schauermärchen.

(apa/red)