ORF-Wahl: Das
sind die Bewerber

Am 9. August wird der neue ORF-Generaldirektor gewählt

Ohne größere Überraschungen ist die Ausschreibungsfrist für den Posten des ORF-Generaldirektors zu Ende gegangen. Insgesamt acht Personen haben sich um Amt des ORF-Chefs beworben. Der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und ORF-Finanzdirektor Richard Grasl gelten als aussichtsreichste Kandidaten aus dem Bewerberfeld.

von
Bald ist es soweit - ORF-Wahl: Das
sind die Bewerber

Die acht Kandidaten

ORF-Stiftungsratsvorsitzender Dietmar Hoscher hat acht Bewerber bekanntgegeben: Alexander Wrabetz, Richard Grasl, Georg Anton, David Küblböck, Karl Maihoroff, Günter Ofner, Adrian Eugen Hollaender und Michael Günter Auguri.

Die beiden Favoriten

Es gibt klar zwei Favoriten bei der ORF-Wahl: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und der kaufmännische Direktor des ORF, Richard Grasl.

Richard Grasl geht mit seiner Kandidatur aufs Ganze. Schafft es der Kaufmännische Direktor nicht, ORF-Chef Alexander Wrabetz zu entthronen, hat der 43-Jährige keinen Job mehr am Küniglberg. Ganz ohne Netz springt er wohl nicht als versierter Netzwerker mit starkem Rückhalt in der (niederösterreichischen) ÖVP - und einer vorzeigbaren Bilanz nach fast sieben Jahren als ORF-Finanzchef. Richard Grasl wurde am 21. Jänner 1973 in St. Pölten geboren und ist in Krems aufgewachsen. Er studierte Handels- und Betriebswirtschaft in Wien, parallel war er für den ORF tätig. Ab 1998 war er Moderator von "Niederösterreich heute" sowie Chef vom Dienst, 1999 wechselte Grasl in die "Zeit im Bild 2" als stellvertretender Innenpolitik-Leiter. 2002 wurde er Chefredakteur des ORF Niederösterreich, ab 2010 Kaufmännischer Direktor des ORF. Grasl ist verheiratet und hat zwei Kinder.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will es wieder wissen. Zehn Jahre, nachdem er Monika Lindner den Chefsessel am Küniglberg abgejagt hat, kandidiert der 56-jährige Generaldirektor des ORF für eine dritte Amtszeit. Der Rückhalt der SPÖ ist ihm sicher - das war nicht immer so. Wrabetz kann aber auch einen Amtsbonus ins Treffen führen, steht der ORF doch grundsätzlich auf soliden Beinen. Ausreichen würden die Stimmen der 13 SP-nahen Mitglieder im Stiftungsrat des ORF ohnehin nicht. Darum ließ sich Wrabetz auch bereitwillig auf den allerorts ausgerufenen "Wettbewerb der Konzepte" für die Zukunft des Unternehmens ein. Und auf einen Schlagabtausch mit seinem Konkurrenten Richard Grasl, der "ein bisserl in Wahlkampf ausartete", wie er selbst konstatierte.

Alexander Wrabetz wurde am 21. März 1960 in Wien geboren. Er absolvierte ein Jusstudium und promovierte zum Doktor der Rechtswissenschaften. Wrabetz ist Bundesvorsitzender des Verbands Sozialistischer Studierende (VSStÖ), seine SPÖ-Mitgliedschaft ist seit Antritt als Generaldirektor 2009 ruhend gestellt. Seinen Karrierestart legte er im Bankenbereich hin: 1987 bis 1992 Österreichische Industrieholding AG, 1992 Geschäftsführer Intertrading, dann VAMED-Vorstand. 1998 wurde er Kaufmännischer Direktor des ORF, 2009 ORF-Generaldirektor. Wrabetz ist geschieden und hat drei Kinder. Sein Bruder Bernd arbeitet als außenpolitischer Berater im Kabinett von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern.

Die "Leider Nein"-Kandidaten

Georg Anton: Der Wiener Schauspieler moderiert seit April eine Satire-Show auf YouTube. Seine Bewerbung bezeichnet er selbst als ernst und real. Motto: "Ich bin nicht nur Moderator einer YouTube-Satire-Show, sondern auch Bürger. Und als solcher habe ich mich für den Posten des ORF-Generaldirektors beworben. Wieso das Feld kampflos den politisch auserwählten Kandidaten überlassen?"

Michael Günter Auguri: Der nach Eigendefinition waschechte Wiener, Cosmopolit und Gentleman arbeitete bisher unter anderem als Immobilien-Kaufmann und Kellner. Auguris Ziel im Falle seiner Bestellung zum ORF-Generaldirektor wäre es, "dem ORF zum Hollywood Europas zu machen".

Adrian Eugen Hollaender: Der Sohn des früheren Staatsoperndirektors Ioan Hollaender arbeitet als Rechtsanwalt. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Hollaender als Kolumnen-Autor für die "Kronen Zeitung" bekannt. Der Schwerpunkt seiner Artikel lag auf EU-kritischen Betrachtungen rund um den Lissabon-Vertrag. 1995 befand sich Hollaender auch vorübergehend auf der FPÖ-Kandidatenliste für die Nationalratswahl. In den vergangenen Jahren vertrat er FPÖ-Politiker bei diversen Rechtsverfahren.

David Küblböck: Er ist nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen "Deutschland sucht den Superstar"-Kandidaten Daniel Küblböck. David Küblböck arbeitet als Tontechniker und ist Inhaber des Wiener Tonstudios Supersense.

Karl Maihoroff: Bei Maihoroff handelt es sich um einen deutschen Musiker und Künstler, der zuletzt an Hochschulen Themen des Kunst-und Musikmanagements vermittelt hat.

Günter Ofner: Ofner war in den 1970er und 1980er-Jahren als Anti-Atom- und Umweltaktivist einer der Mitbegründer der Grünen Bewegung. Beruflich war er 25 Jahre im Telekom-Sektor tätig, unter anderem als Beamter im Verkehrsministerium sowie bei der Telekom Austria AG. Seit 2011 ist Ofner karenziert und arbeitet freiberuflich. "Ich habe meine Kandidatur lange vorbereitet und biete eine Menge an guten Ideen, wie man den ORF mittel- und langfristig erhalten und sinnvoll umgestalten könnte", sagte Ofner.

Wie sich das Gremium zusammensetzt

18 Stimmen sind für eine Mehrheit notwendig. Die Mitglieder des Gremiums werden von Regierung, Parteien, Bundesländern, ORF-Publikumsrat und Betriebsrat beschickt und sind - abgesehen von wenigen Ausnahmen - in parteipolitischen "Freundeskreisen" organisiert. SPÖ und ÖVP können derzeit auf je 13 Vertreter zählen. FPÖ, Grüne, NEOS und Team Stronach haben je einen Stiftungsrat. Der von BZÖ/FPK bestellte und von der SPÖ-geführten Landesregierung verlängerte Kärntner Stiftungsrat sowie vier Unabhängige komplettieren das Gremium. Wegen der knappen Mehrheitsverhältnisse ist der Ausgang der Abstimmung offen. Den Ausschlag dürften die Vertreter der Opposition sowie die Unabhängigen im obersten ORF-Gremium geben.

Bereits am 8. August findet eine von ORF III übertragene öffentliche Präsentation mit allen Bewerbern statt.

Kommentare