USA: Erstmals Waffen für Kurden

Flugzeuge werfen Material für Kampf gegen IS über Kobane ab - Türkei erzürnt

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Syrien - USA: Erstmals Waffen für Kurden

Die Lieferungen seien von kurdischen Stellen im Irak zur Verfügung gestellt worden, hieß es weiter. Die Aktion solle dazu beitragen, die Verteidigung der Stadt gegen den Ansturm des IS aufrechtzuerhalten. Zugleich setzen die USA der Mitteilung zufolge ihre Luftangriffe gegen die Jihadisten fort. Demnach hat es bisher allein mehr als 135 solcher Schläge gegen die extremistischen Angreifer bei Kobane gegeben.

Kurden bestätigten Erhalt

Die syrischen Kurden haben bestätigt, dass sie über das US-Militär mit Waffen zur Verteidigung der Stadt Kobane versorgt wurden. Der Sprecher der Volksschutzeinheiten, Boulat Jan, sagte nach Angaben der kurdischen Agentur Welati: "Eine große Menge Waffen und Munition hat Kobane erreicht." "Es wird einen positiven Einfluss auf die Militäroperation haben und wir hoffen mit Sicherheit weiterhin auf mehr Unterstützung", sagte ein anderer Kurden-Sprecher, Redur Xelil, der Nachrichtenagentur Reuters.

Außenstehende halten die US-Hilfe für wesentlich. "Ohne Zweifel wird die Ankunft der Waffen den Verlauf des Kampfes verändern", sagte Rami Abdel Rahman, der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, am Montag. Geliefert worden seien leichte und mittelschwere Waffen, Maschinengewehre, panzerbrechende Waffen, Munition und medizinische Hilfsgüter.

Luftangriffe dämmen Vormarsch des IS ein

Es gebe Hinweise darauf, dass diese Luftangriffe zusammen mit dem Widerstand am Boden den Vormarsch des IS auf die Stadt verlangsamt habe. Hunderte Kämpfer dieser Gruppe seien getötet und zahlreiche Ausrüstungsteile und Kampfstellungen zerstört oder vernichtet worden.

Die Versorgung der Kurden durch die USA könnte nun vor allem die Türkei verärgern: Noch am Sonntag hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Bewaffnung der kurdischen Kämpfer in Syrien erneut abgelehnt. "So etwas von uns zu erwarten ist unmöglich", sagte Erdogan laut türkischen Medien. Ankara sieht die syrische Kurdenmiliz, die Kobane verteidigt, nämlich genauso als Terrororganisation an wie die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei.

Heftige Kämpfe um Kobane

Am Wochenende hatten sich Kurden und Islamisten die heftigsten Kämpfe seit Tagen um Kobane geliefert. Die Miliz "Islamischer Staat" (IS) nahm die kurdischen Verteidiger dabei wieder verstärkt unter Beschuss, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Der Kampf um die strategisch wichtige Stadt an der türkischen Grenze tobt bereits seit einem Monat. Seitdem sind nach Angaben der Regierung in Ankara rund 200.000 Menschen aus der Gegend in die Türkei geflohen.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle kam es bei den US-Luftangriffen in Syrien auch zu zivilen Opfern. Sieben seien ums Leben gekommen, als am Freitag eine Gasanlage in der Nähe der Stadt al-Khasham in der östlichen Provinz Deir al-Zor getroffen worden sei. Weitere drei Zivilisten seien Donnerstagnacht in der nordöstlichen Provinz al-Hassakah ums Leben gekommen. Das US-Militär erklärte, entsprechende Berichte prüfen zu wollen.

Türkei erlaubt Peschmerga Zugang nach Kobane

Die Türkei verschafft Peschmerga-Milizen aus dem kurdischen Nordirak Zugang zu ihren Waffenbrüdern in der eingeschlossenen Stadt Kobane in Syrien. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Montag in Ankara, man helfe den Peschmerga beim Grenzübertritt.

Kurdische Kämpfer wehren seit Wochen den Ansturm des IS auf Kobane ab. Die Hauptlast tragen dabei bisher die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPD), die mit der von der Türkei als Terrororganisation bekämpften PKK verbündet sind. Die türkische Regierung weigerte sich bisher, kurdischen Kämpfern von YPD und PKK den Zugang über türkisches Gebiet nach Kobane zu ermöglichen.

IS zieht sich in Nordirak zurück

IS-Kämpfer ziehen sich im Irak nach Berichten aus der nördlich der Hauptstadt Bagdad gelegenen Provinz Salaheddin zurück. Dutzende Anhänger hätten zuvor kontrollierte Gebiete rund um die Stadt Tikrit in Richtung der nordirakischen Provinz Ninive verlassen, berichtete die unabhängige Nachrichtenseite Al-Sumaria News unter Berufung auf lokale Quellen am Montag.

Die Region um das 160 Kilometer nördlich Bagdads gelegene Tikrit war in den vergangenen Tagen verstärkt von Flugzeugen der internationalen Allianz bombardiert worden. Die irakische Armee rückt nach Angaben von Al-Sumaria News jedoch aufgrund vielerorts vom IS hinterlassener Sprengfallen nur langsam in die Region vor.

Weg frei für Australien

Der Weg für den Einsatz von 200 australischen Spezialkräften im Kampf gegen den IS im Irak ist frei: Die Regierungen in Canberra und Bagdad einigten sich mit Verzögerung auf die Rechtsgrundlage, wie Australiens Außenministerin Julie Bishop am Sonntag in der irakischen Hauptstadt bekanntgab.

"Ich habe ein Abkommen für den rechtlichen Rahmen zum Einsatz unserer Truppen abgeschlossen", sagte Bishop. Die Aufgabe der Spezialkräfte sei es, der irakischen Regierung bei der Stärkung ihres Militärs zu helfen. Das Abkommen kam einen Tag nach der Ernennung des Innen- und des Verteidigungsministers in Bagdad zustande. Die Posten waren lange vakant, was die Bemühungen bremste, den Kampf gegen den IS zu koordinieren.

Australien war eines der ersten Länder, das sich der US-geführten Koalition gegen die Jihadisten anschloss. Die islamistische Miliz hat weite Teile im Westen und Norden des Iraks sowie im Norden Syriens erobert und dort ein "Kalifat" ausgerufen. Bishop betonte, dass die australischen Truppen nicht am Boden kämpfen, sondern die irakischen Einheiten beraten würden.

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