Der Feinschmecker: Wiener Medienmanager Hans Mahr wird 75

von Der Feinschmecker: Wiener Medienmanager Hans Mahr wird 75 © Bild: APA/APA/ÖSTERREICHISCHE MEDIENTAGE/JOHANNES BRUNNBAUER

Hans Mahr (m.) anl. der Österreichischen Medientage im September 2021 in Wien

Er betätigte sich als RTL-Informationsdirektor, als Geschäftsführer der "Kronen Zeitung" und als Wahlkampfleiter des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky (SPÖ). Aber nicht nur mit Medien kennt sich Hans Mahr blendend aus - auch in Sachen Essen macht dem Wiener kaum jemand etwas vor. Als Vielreisender klapperte er unzählige Restaurants, Wirtshäuser und Bistros ab, um als "The Hans" seine Tipps unters Volk zu bringen. Am Freitag, 17. Mai, wird er 75 Jahre alt.

Seine journalistische Laufbahn begann Mahr, der 1949 in Wien geboren wurde, als Lokalreporter bei der "Neuen Zeitung". Über den "Express" kam er 1971 zur "Kronen Zeitung", der er bis heute verbunden ist. Als Mittzwanziger stieg er bei dem großen Boulevardblatt zum Politikressortleiter auf. 1977 wechselte er die Seiten und wurde für die SPÖ tätig, unter anderem als Wahlkampfleiter für den damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky.

1983 kehrte Mahr in die Medienbranche zurück und leitete das Wiener Büro des deutschen Magazins "Stern". 1989 wurde er Geschäftsführer der "Kronen Zeitung" und enger Vertrauter des einstigen "Krone"-Chefs Hans Dichand. 1994 wechselte er ins Ausland zu RTL. Der damalige RTL-Chef Helmut Thoma - auch er ein Österreicher - holte Mahr nach Köln, wo er sich als Informationsdirektor und Chefredakteur betätigte. In dieser Funktion war er für alle Nachrichten-, Sport-, Magazin- und Regionalsendungen verantwortlich und übernahm ab 1999 zusätzlich die Position des stv. Geschäftsführers.

Unter Mahrs Führung erreichte RTL eine führende Rolle im Informationsbereich und drang damit in eine Domäne der öffentlich-rechtlichen Sender ein. "Auch ein kommerzieller Sender kann kompetente und seriöse Information machen", so Mahr, der auch austeilen konnte. So übte er mehrfach Kritik an ARD und ZDF, die mit ihren Gebühreneinnahmen den Wettbewerb im Sportrechtehandel verzerren würden, oder auch am ORF, den er als "regierungsfreundlich" und "Meister der Schleichwerbung" bezeichnete. Publikumserfolge erzielte Mahr abseits der Information mit Sportübertragungen, etwa der Formel 1 oder dem Skispringen.

Sein Abgang bei RTL im Jahr 2004 kam für manche überraschend. Doch kündigte Mahr seinen Abgang fast schon an, als der damalige RTL-Chef Gerhard Zeiler meinte, dass kein Manager länger als zehn Jahre im Amt bleiben sollte. "Ich werde nicht zu lange bleiben", sagte Mahr - und gab seine Funktion nach zehn Jahren auf. Es folgte ein kurzer, nicht einmal ein Jahr dauernder Zwischenstopp beim Pay-TV-Sender Premiere, wo er die Gesamtverantwortung für Österreich übernahm und auch für das Sportprogramm und den Sportrechteeinkauf verantwortlich zeichnete.

2006 machte sich der Medienmanager mit seiner "MahrMedia" selbstständig und beriet etwa die RTL-Group und zahlreiche weitere Medienkonzerne. Seit heuer ist Mahr zudem im Aufsichtsrat der "Krone" und der Mediaprint tätig.

Abseits der Medien macht Mahr vor allem mit seinen Feinschmeckerausflügen von sich reden. "Ich trag weder eine Rolex, noch fahr ich einen Ferrari - ist mir einfach zu teuer. Ich hab kein Boot - kann ich mir nicht leisten. Ich verfüge auch über kein Flugzeug - kann ich mir schon gar nicht leisten. Aber einen Luxus leiste ich mir: Ich gehe gerne und oft gut essen und trinken", schreibt er auf seinem Blog "The Hans". Dabei betont er, dass er "kein leichter Zeitgenosse" für Restaurant-, Bodega- oder Bistroinhaber sei. "Hymnisch" werde er selten, aber dafür schöne er nichts, verspricht er.

Mahr kommt viel herum. Über 200 Tage im Jahr sei er unterwegs. Jüngst veröffentlichte er auf seinem Youtube-Kanal etwa ein Video über die besten Sushi-Lokale Tokios und einen Brooklyn Restaurant Guide. Aber auch London, Seoul, Budapest oder Sydney - wo ihm das Essen von einer Möwe aus der Hand geschnappt wurde - klapperte er ab.

Sein feiner Gaumen blieb nicht unbemerkt. So wurde er etwa zum "Feinschmecker des Jahres" (1996) und zur "Weinnase" (2004) gekürt. Auch durch seinen Hauptberuf erarbeitete er sich Anerkennung - etwa in Form des Deutschen Fernsehpreises (2002) und des Goldenen Verdienstzeichens der Stadt Wien (2011).