Kurt Jara rechnet nach FCK-Abschied ab:
'Bin indirekt über Ciriaco Sforza gestolpert'

Mittelfeldspieler für Scheitern als Coach verantwortlich Schweizer rechtfertigt sich, dass das alles "Quatsch" sei

Kurt Jara hat den Schweizer Ciriaco Sforza mitverantwortlich für sein Scheitern als Trainer des deutschen Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern gemacht. Zwei Tage nach der "einvernehmlichen Trennung" von den Pfälzern sagte der Tiroler in einer deutschen Zeitung: "Indirekt bin ich über ihn gestolpert." Sforza habe ständig vom Erreichen des UEFA-Cups gesprochen. "Das waren populistische Sätze, die in der Öffentlichkeit gut ankommen, aber völlig unnötig Druck aufgebaut haben", meinte Jara.

Der Schweizer Mittelfeldspieler wiederum verteidigte sich in der Tageszeitung "Die Welt" und bezeichnete Jaras Schlussfolgerung als "Quatsch". "Soll ich meinen Mitspielern sagen: Wir haben da oben nichts verloren?" fragte Sforza in dem Interview.

Sforza stellte auch klar, dass er nie ein Problem mit Jara gehabt habe, deshalb sei er auch so überrascht. "Vor zwei Wochen sagt er noch: Der Sforza ist meine Stütze, er hat die Mannschaft im Griff, er zeigt Leistung. Und nur weil ich einmal schlecht spiele, wird auf einmal der Tag zur Nacht", monierte Sforza. Beim 0:2 am vergangenen Samstag auf dem Betzenberg gegen Hannover 96 war der Mittelfeldspieler ausgewechselt worden.

Ohne Namen zu nennen, hatte Jara bereits nach dem Spiel und nach Anfeindungen durch einige Fans sein Unverständnis darüber geäußert, warum immer der Trainer in der Kritik stehen müsse. Der Zorn der Zuschauer solle sich gegen die Spieler richten, die solche Euphorie schüren würden.

Jara sah sich nicht akzeptiert
Hinzu sei "das Theater mit dem Basler-Abschiedsspiel" gekommen, bei dem er tagelang angefeindet worden sei, weil er niemanden aus der Mannschaft für die Partie abgestellt habe. "Obwohl ich Erfolg hatte, musste ich ständig kämpfen. Ich muss nicht unbedingt geliebt werden, aber ich möchte akzeptiert werden", sagte Jara. Noch einmal so ein Jahr, in dem er dank einer starken Rückrunde die Lauterer vom letzten bis auf den derzeitigen 11. Rang führte, habe er sich nicht mehr antun wollen. Daher hatte er am Mittwoch dem FCK-Vorstand erklärt, den zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen.

Wird Jara Salzburg-Trainer?
Die Zukunft Jaras ist noch offen, ein möglicher neuer Arbeitsplatz würde sich in Salzburg anbieten. Der Tiroler führte in Salzburg Gespräche mit Neo-Salzburg-Boss Dietrich Mateschitz.

Unterdessen hat FCK-Vorstandschef Rene C. Jäggi die Chancen auf eine Verpflichtung des bei den Pfälzer Fans höchst beliebten Klaus Toppmöller eingeschränkt. "Toppmöller ist ein Trainer, der auf Grund seines Werdeganges den legitimen Anspruch hat, in der Champions League zu spielen. Dies sei jedoch beim FCK, bei dem mit einem Saisonbudget von 14 Millionen Euro gewirtschaftet werden muss, nicht realistisch, so Jäggi, der angeblich Ex-Kicker Bruno Labbadia für den Posten favorisiert. Bis Saisonende übernimmt Hans-Werner Moser als Interimscoach die Verantwortung.

Klubchef Jäggi nimmt Jara in Schutz
Auch Kaiserslautern-Klubchef Jäggi kritisierte seinen Schweizer Landsmann. Als Fußballer sei Sforza toll. "Aber neben dem Platz hat er nicht seine Stärken. Da haut er ab und zu mal heftig auf die Pauke. Sogar als Otto Rehhagel damals aufgestiegen ist, gab es von Sforza Kritik. Der wird sich auch nicht mehr ändern", sagte Jäggi einer Saabrücker Tageszeitung und hätte sogar Konsequenzen für Sforza in Erwägung gezogen. "Wenn der Trainer gesagt hätte: Das Handtuch ist zerschnitten, hätten wir uns auch eine Trennung vorstellen können."
(apa)