See-Leiche: Mann
wollte Opfer "kosten"

Täter war bereits davor im Maßnahmenvollzug und legte Geständnis ab

Die Identität der Frauenleiche, die im Neusiedler See gefunden wurde, ist entgegen mehrerer Berichte noch nicht geklärt. Der mutmaßliche Täter hat jedoch ein Geständnis abgelegt, wie die Staatsanwaltschaft Eisenstadt und die Landespolizeidirektion Burgenland bekannt gaben. Der Beschuldigte wollte das Opfer "kosten".

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Der Verdächtige im Fall einer zerstückelten Frauenleiche, die Mitte April im Neusiedler See in Rust gefunden worden war, hat laut Staatsanwaltschaft Leichenteile in seiner Wiener Wohnung in der Tiefkühltruhe eingefroren, um sie später zu "kosten". Um welche Teile es sich hierbei gehandelt habe, wollten die Ermittler nicht bekanntgeben. Zum "Kosten" sei der Mann offenbar nicht mehr gekommen.

Astrid Wagner, Verteidigerin des 63-jährigen Beschuldigten, meinte auf APA-Anfrage zu diesem Vorwurf, dass dies ursprünglich nicht geplant gewesen sei. Ihr Mandant habe einen Teil der Leiche in der Wohnung "vergessen" gehabt und es sei ihm nichts anderes eingefallen, als diesen zu lagern. Auf die Idee, Überreste des Opfers zu essen, sei er erst später gekommen.

Identität der Frau ist noch nicht geklärt

Wer die getötete Frau ist, von der zunächst nur der Torso gefunden worden war, blieb am Mittwoch bei einer Pressekonferenz von Landespolizeidirektion Burgenland und Staatsanwaltschaft Eisenstadt offen. Zur Identitätsklärung setzen die Ermittler nun auf eine weltweite Fahndung mit der Beschreibung des Opfers, teilte Harald Brenner, Leiter der Ermittlungen im Landeskriminalamt, mit. Außerdem erhoffe man sich Hinweise aus der Bevölkerung.

Beim Opfer soll es sich um eine 20 bis 30 Jahre alte Frau handeln. Sie war etwa 1,55 bis 1,65 Meter groß und von schlanker, zierlicher Statur. Ihr Gesicht war aufgrund der Tatbegehung und -umstände nicht mehr erkennbar, hieß es von der Polizei. Das Opfer wies eine Zahnfehlstellung auf, seine Ohrläppchen waren für das Tragen von Ohrschmuck gestochen. Ihr rötlich-schwarzes Haar trug die Frau zuletzt kurz. Außerdem hatte sie eine Mandeloperation hinter sich.

Der Beschuldigte, der eine Seehütte in der Ruster Bucht besitzt, hat ein umfangreiches Geständnis abgelegt und die Tötung und Zerstückelung der Frau zugegeben, berichteten die Ermittler. Der 63-Jährige dürfte die Frau zuvor nicht gekannt haben. Er habe nur den vermeintlichen Vornamen des Opfers angeben können, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Verena Strnad.

Verdächtiger wurde 2016 aus Maßnahmenvollzug entlassen

Der Verdächtige mit Wohnsitz in Wien sei im Oktober 2016 aus dem Maßnahmenvollzug bedingt entlassen worden. Er weise ein "massiv einschlägig getrübtes Vorleben" auf und sei in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht gewesen. Gegen ihn bestehe nun der dringende Tatverdacht in Richtung Mord, sagte die Medienstaatsanwältin.

Ende März - laut Strnad kommen zwei Tage in Frage - hatte der Mann die Frau im Bereich des Wiener Westbahnhofes getroffen. Der 63-Jährige habe bei seiner Einvernahme angegeben, dass es in der Wohnung zu einem Streit gekommen sei, bei dem er sie erwürgt habe. Noch am selben Tag soll er sie zerstückelt und nach Rust gebracht haben, wo er mit einem Elektroboot auf den See hinausfuhr und sie versenkt habe.

Profil der Toten nicht in Polizeidatenbank

Am 13. April waren der Torso der Leiche sowie der Kopf im Bereich der Ruster Bucht geborgen worden. Später wurden weitere Leichenteile gefunden. Das Profil der noch unbekannten Frau befand sich nicht in der Polizeidatenbank, allerdings wurde ihr genetischer Fingerabdruck mit einem Einbruchdiebstahl in Wien im Frühjahr 2017 in Zusammenhang gebracht.

Außerdem habe sich ein Mann bei der Polizei gemeldet, der erzählte, dass er den Verdächtigen kenne und sich nicht sicher sei, "ob er nicht wieder rückfällig geworden ist", berichtete Brenner. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Wieners wurden schließlich DNA-Spuren der Toten gefunden.

Ob der Mann auch mit anderen Straftaten etwas zu tun hat, werde erhoben, zurzeit gebe es aber keine dahin gehenden Erkenntnisse, sagte Brenner. Das Ermittlungsverfahren sei nicht abgeschlossen, so die Sprecherin der Anklagebehörde. Wo dieses fortgeführt werde, sei noch nicht geklärt, da sich der Tatort in Wien befindet. Derzeit laufe das Ermittlungsverfahren in Eisenstadt, bezüglich der Hauptverhandlung sei die Zuständigkeit neu zu bewerten.

Suche nach fehlenden Leichenteilen fortgesetzt

Am Mittwoch wurde die Suche nach den noch fehlenden Leichenteilen - die beiden Hände und Füße sowie ein Ober- und ein Unterschenkel - fortgesetzt. Es gebe kein zeitliches Limit dafür, sagte der Leiter der Staatsanwalt, Johann Fuchs. Die Polizei ersucht nun um Hinweise an das Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 059-133-103333 oder via Mail unter LPD-B-LKA@polizei.gv.at.

Laut der Rechtsanwältin des Beschuldigten stelle sich die Frage, ob der 63-Jährige zurechnungsfähig ist. Sie gehe davon aus, dass es sich nicht um eiskalten Mord, sondern um einen Totschlag unter Einfluss einer psychiatrischen Erkrankung gehandelt habe. Die Situation sei eskaliert, weil das spätere Opfer den Wiener beschimpft habe.

Die Pressekonferenz der Polizei in voller Länge