Gabriel Barylli: "Die Impulse
der FPÖ waren die richtigen"

Als feministischen Akt erklärt Autor und Regisseur Gabriel Barylli die Erotikfotos seiner Frau Sylvia Leifheit. Sie sollen der kulturellen Übernahme unseres Landes etwas entgegnen. Wie auch die Asylpolitik seines Freundes H.C. Strache.

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Politik - Gabriel Barylli: "Die Impulse
der FPÖ waren die richtigen"

Herr Barylli, Ihre Frau hat mit freizügigen Fotos im Magazin "Playboy" für großes Aufsehen gesorgt. Wie haben Sie das erlebt?
Das Angebot, für den Playboy zu posieren, wird schon seit Jahren immer wieder an Sylvia herangetragen. Es hat sie aber nie interessiert. Dann ist Folgendes passiert: Freundinnen meiner Frau haben uns erzählt, dass sie sich zunehmend unwohl fühlen auf der Straße oder in der U-Bahn. Sie haben aufgrund ihrer Weiblichkeit Übergriffe erlebt durch Männer mit Migrationshintergrund. Die Frauen überlegten, sich deswegen in Zukunft anders zu kleiden. Das fanden wir beide befremdend. Dann ist Sylvia eines Tages irritiert nach Hause gekommen: Sie wurde auf der Straße aufgefordert, sich bedeckter zu kleiden, sonst würde sie Gott beleidigen. Das war der Punkt zu sagen: Jetzt reicht es. Nach Jahren abgelehnter Angebote war das der Auslöser die "Playboy"-Fotos zu machen. Um ein Zeichen für unsere freie Gesellschaft zu setzen, in der Frauen sich erkämpft haben, tun zu können, was sie wollen.

Das "Playboy"-Fotoshooting war eine Botschaft?
Ja, es geht darum, sich nicht bevormunden zu lassen und zu zeigen, dass wir in unserer Kultur die Freiheit haben zu wählen. Die Fotos sind wunderschön geworden und die Botschaft ist, dass wir eine offene Gesellschaft sind. Wenn Frauen sich fragen, wie sie sich kleiden dürfen, ohne jemanden zu beleidigen, dann wird es gefährlich. Die Motivation für die Fotos war Sinnlichkeit und Eros im dafür bestimmten Rahmen zu feiern und klar zu sagen: Wir werden unsere Kultur nicht zensieren lassen, denn auch das ist Ausdruck unserer Kultur.

»Besser sich dort nicht zeigen, besser das nicht sagen, besser nicht in diese Richtung denken. Brav sein. Gehorchen. Das ist schrecklich.«

Sind die Fotos als feministischer Akt zu verstehen?
Ja, weil unser Gott versteht, dass wir in einer befreiten Gesellschaft leben, in der Männer und Frauen sich auf Augenhöhe begegnen. Das muss man heute betonen, sonst gerät die Gesellschaft aus vorauseilendem Gehorsam gegenüber einer anderen Kultur in Gefahr. Das passiert in vielen kleinen Schritten: Besser sich dort nicht zeigen, besser das nicht sagen, besser nicht in diese Richtung denken. Brav sein. Gehorchen. Das ist schrecklich.

Fühlen Sie sich als Mann gefordert, feministisch aktiv zu werden?
Wissen Sie, mein Großvater ist noch fast in Ohnmacht gefallen, wenn Frauen beim Einsteigen in die Straßenbahn ihre Knöchel gezeigt haben. Als später die Miniröcke modern waren, hat er gesagt: Wenn Frauen das jetzt dürfen, bedeutet das, dass man alles darf, das ist großartig! Er hat die gesellschaftliche Veränderung in den 70er-Jahren gespürt und als Befreiung aus der Enge von früher verstanden. Selbstbewusste Frauen in Miniröcken waren eines der vielen Zeichen dafür. Unsere Kultur hat damals gelernt, dass es keine Einladung ist, Frauen anzugreifen, wenn sie sich zeigen, wie sie möchten. Dass können viele, die jetzt zu uns kommen, nicht verstehen. Aber das ist unsere Freiheit, die wir uns in vielen kleine Schritten erkämpft haben. Bis hin zur Freiheit, dass jeder und jede leben kann, wie er möchte. Diese Freiheit ist, was wir am dringendsten verteidigen müssen.

Männer früherer Generationen hätten aus Besitzdenken heraus damit gehadert, die Sinnlichkeit der Ehefrau mit anderen zu teilen. Sind Sie völlig frei von archaischen Gedanken?
Meine Frau möchte sich zeigen, ich verstehe sie zutiefst. Und, ja, ich freue mich, dass Sylvia so schön ist. Die Basis für das alles ist Liebe. Wenn die Liebe da ist, was soll dann sein? Und wenn sie nicht da ist, ist ohnehin alles zu spät. Es braucht eine tiefe Liebe, dann ist da auch Vertrauen und Verständnis. Mir ist schon klar, dass jetzt manche denken: Na, die frage ich bei nächster Gelegenheit unter einem Vorwand um ihre Telefonnummer. Aber meine Frau ist erstens intelligent und zweitens frech. Die sagt dann direkt: Ich glaube nicht, dass wir uns privat treffen sollten, weil das ist ja der Grund Ihrer Frage.

Sie sind seit 19 Jahren zusammen, seit elf Jahren verheiratet. Was macht Ihre Liebe heute aus?
Ihre Entfaltung mitzuerleben, ihr Aufblühen, ihre Vielfalt das liebe ich. Sie schreibt ihr siebtes Buch, gründet gerade ihre vierte Firma und moderiert Abende zu grenzwissenschaftlichen Themen. Diesem Mensch zuzusehen, wie er sich entdeckt und etwas daraus macht, das gefällt mir.

Verschieben sich in fast 20 Jahren zusammen die Prioritäten innerhalb der Beziehung?
Ich mag den Begriff Beziehung nicht, denn er klingt so nach Arbeit. Es geht doch um Liebe. Und die Wahrheit ist: Es gibt nur ja oder nein. Ganz egal, was zwei Menschen beim ersten Treffen füreinander attraktiv macht -Sexualität, politische Übereinstimmung, der Sonnenuntergang - darunter liegt bereits die Wahrheit. Nämlich ob es nur Attraktionen waren, die entschwinden, oder ob es eine Liebe ist, die sich entfaltet. Das ist in jedem ersten Treffen angelegt: Ob man miteinander wachsen darf oder es rasch verblüht. Wenn man gescheit ist, erkennt man das mit den Jahren rascher: Ist es eine tiefe Liebe oder bleibt es eine Attraktion, geboren aus einem Sommertag, einem guten Gespräch, einer Bergtour.

Was ist denn "ein richtiger Mann", wie Ihre Frau es im "Playboy"-Gespräch nennt?
Einer, der weiß, wer er ist und was er vom Leben erwartet und das auch sagen kann. Das ist nicht selbstverständlich, denn als logischer Pendelschlag gegen die jahrzehntelange Unterdrückung der Frau müssen wir heute in Beziehungen alle Details neu verhandeln: Wer kocht, wer geht arbeiten, wie wollen wir leben? Es gibt keine Regeln und das verunsichert Männer mehr als Frauen. Im Grunde heißt das, sich als Mann zu zeigen, damit Frau ja oder nein dazu sagen kann. Der Satz sollte natürlich auch provozieren.

So wie die Aussage Ihrer Frau, dass sie gerne ein Objekt der Begierde ist?
Uns war beiden klar, dass das die Schlagzeile wird. Ich bin gespannt, wie vielen auffällt, dass sie auf den Film von Luis Buñuel anspielt, "Dieses obskure Objekt der Begierde". Darin zeigt er den Irrsinn des Klassen-und Geschlechterkampfes.

Machtkampf, Geschlechterrollen, Beziehungsdschungel - was haben Sie diesbezüglich Ihren zwei großen Söhnen mitgegeben?
Die hören mir zum Glück tatsächlich zu! Und ja, das Echo der Befreiung der Frau hat bei jungen Männern alles durcheinandergewirbelt, weil ihnen Vorbilder fehlen. Die Lehre ist, einfach als Mann festzustellen, wer ich mit meinen Wünschen bin, und das ohne Angst vor Ablehnung auch zu sagen. Seine Sehnsüchte erforschen, ausdrücken. Dazu gehört auch auszuhalten, wenn der andere sagt, dass er es anders möchte. Keiner darf dem anderen dienen. Wenn beide der Liebe dienen, ist sie gut.

»Der Islam ist keine Religion, sondern eine politische Agenda, die sich den Mantel der Religion umgehängt hat.«

Sie haben davon gesprochen, die Freiheit unserer Gesellschaft verteidigen zu müssen. Ist sie in Gefahr?
Dieser Kampf wird die nächsten hundert Jahre bestimmen. Ich zitiere aus meinem Stück "Sommerabend":"Alles andere ist sozialromantisches Gelaber." Ich habe die muslimische Kultur erlebt, unter anderem auf einem Bazar in Casablanca. Meine Frau und ich waren angemessen gekleidet, haben natürlich nicht Händchen gehalten oder Ähnliches. Trotzdem haben die Männer dort unfassbare Dinge über sie gesagt -sie wussten nicht, dass ich Französisch spreche und alles verstehe. Der Islam ist keine Religion, sondern eine politische Agenda, die sich den Mantel der Religion umgehängt hat. Im Koran steht, wie man mit Ungläubigen umzugehen hat, nämlich sie töten. Er sagt auch, dass man barmherzig sein soll. Aber er lässt einem die Wahl. Allein das ist schon Wahnsinn. Würde ich eine Ideologie verbreiten, die Tötungsaufrufe beinhaltet, würde es der Verfassungsschutz verbieten.

An welchen Umgang mit der islamischen Kultur denken Sie demnach?
Wir haben Beißhemmung, weil wir die Religionsfreiheit über alles stellen. Das macht das Thema komplex. Ich bin der Meinung, dass der Einzige, der es in diesem Punkt zurzeit in Europa richtig macht, Viktor Orbán ist. Er hat klar gesagt, dass er keine weitere Zuwanderung von Moslems nach Ungarn will. Bin ich jetzt mutig oder gefährdet, wenn ich das sage? Nein, denn die Lage ist ernst. In Frankreich gibt es Stadtteile, in die sich keine Polizei traut -die wurden von der islamischen Kultur übernommen. Wenn wir zu wenig deutliche Kraft haben, nein zu sagen, wird die Zukunft furchtbar. Gleichzeitig müssen wir ja sagen zu unserer Leitkultur: Gleichberechtigung und Gedankenfreiheit. Es gibt keine andere Religion, die Angehörige einer anderen Religion als Ungläubige bezeichnet. Der übliche Sprachgebrauch ist "Andersgläubige". Für den Islam sind wir Ungläubige. Seine Agenda ist die Weltherrschaft, das ist nachzulesen, wir trauen uns das aber nicht formulieren, sonst gelten wir als faschistisch.

Was bedeutet das für Asylsuchende, Menschen in Not, die aus grauenvollen Lagern nach Österreich fliehen?
Man muss zwischen Asylsuchenden und Wirtschaftsflüchtlingen unterscheiden. In Afrika sind 40 Millionen Menschen entschlossen, nach Europa zu kommen. Das sind Wirtschaftsflüchtlinge. Zu sagen: Es geht sich schon irgendwie aus, wird nicht funktionieren. Früher haben drei Erwerbstätige einen Pensionisten erhalten, bald wird ein Erwerbstätiger zwei Pensionisten erhalten und nun kommen Tausende dazu, die gerne Sozialleistungen hätten. Weil mir egal ist, was man über mich denkt, traue ich mich, das zu sagen. Vertreter der FPÖ sagen Ähnliches
und damit haben sie in der Bevölkerung eine große Zustimmung erreicht, bis die Spin-Doktoren der ÖVP beschlossen haben, diese Themen auch zu besetzen. Die Wahrheit bleibt aber dieselbe.

»Als liberaler Demokrat will ich mir nicht diktieren lassen, wen ich gut oder schlecht finde, deshalb habe ich ihn zum Abendessen getroffen, weil ich ihn kennenlernen wollte.«

Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat öffentlich die guten Gespräche gelobt, die er mit Ihnen geführt hat. Verbindet Sie eine Freundschaft?
Mittlerweile ja. Ich habe keine Berührungsängste. Vor ein paar Jahren habe ich in der Kulturszene bemerkt, dass es eine Phalanx der Ablehnung gegenüber der FPÖ und speziell gegenüber diesem Mann gibt. Ich habe mich gefragt, warum. Ja, er hat in seiner Jugend Dinge getan, die man besser bleiben lässt, aber das ist vorbei, seit er Verantwortung für die FPÖ übernommen hat. Als liberaler Demokrat will ich mir nicht diktieren lassen, wen ich gut oder schlecht finde, deshalb habe ich ihn zum Abendessen getroffen, weil ich ihn kennenlernen wollte. Viele seiner Ansichten decken sich mit meinen. Ich habe dann aus meinem liberal demokratischen Umfeld Kritik dafür geerntet, dass ich mit H.C. Strache auf einem Foto zu sehen war. Hier wird Meinungsvielfalt unterdrückt! Das reizt mich dann erst recht. Über die Jahre und die politischen Bemühungen seinerseits, die ich beobachtet habe, ist eine freundschaftliche Nähe entstanden, weil ich Ihnen keinen Satz von ihm sagen kann, den ich verwerflich fände.

Im Ibiza-Video wären ein paar solcher Sätze gewesen.
Das war Schwachsinn. Klar. Aber stellen wir uns vor, wir würden dieses Video vor der letzten Nationalratswahl sehen: Kein Mensch würde diese Partei wählen, weil sie gezeigt hat, was sie tun würden, wenn wir sie wählen. Es ist aber etwas anderes passiert: Das Video entstand, als die Partei in einer Position absoluter Machtlosigkeit war. Dann ist die FPÖ in die Regierung gekommen und hat nichts von dem, was dort geplaudert wurde, wahr gemacht. Keine Staatsaufträge vergeben, keine Zeitung gekauft, keine Millionen kassiert und Firmen dafür ausgeschaltet.

Was nicht heißt, dass es nicht noch umgesetzt hätte werden können.
Natürlich. Aber hier wurde nur offenkundig, was anderswo vielleicht auch geredet wird, ohne dass es gefilmt wird. Und es passt auch noch gut ins Szenario, weil es "die Bösen" sind. Das ändert aber an der Grundproblematik unseres Landes nichts. Geschichtlich gesehen ist es schade, weil die Impulse der FPÖ die richtigen waren: Nämlich zu versuchen zu klären, was Zuwanderung bedeutet, wie Asyl zu verstehen ist, wie eine kulturelle Übernahme unseres Landes stattfindet. Es ist Fakt, dass in den Großstädten Erstklässler mittlerweile mehrheitlich Moslems sind. Rechnet man das auf 120 Jahre hoch, können wir nichts mehr ausrichten, denn dann entscheidet eine andere Kultur ganz demokratisch unser Wahlergebnis in Richtung Scharia. Das ist der Plan.

Was wünschen Sie sich von der kommenden Wahl?
Ich bin zu eklektisch, um hier parteipolitisch konkret werden zu wollen: Was ich gut finde, kann von jeder Partei kommen. Ich wünsche mir von allen Beteiligten, dass sie die Verfassung lesen und sich daran halten. Daraus würde sich alles andere ableiten: gegenseitiger Respekt, Liberalität, den demokratischen Mitbewerber mitbewerben lassen. Das wäre mir schon genug.

Zur Person: Gabriel Barylli Barylli kam 1957 in Wien als Sohn des Geigers und Philharmoniker-Vorstands Walter und der Sängerin Elsa zur Welt. Er reüssierte als Schauspieler (Burgtheater, Schillertheater), Autor ("Butterbrot","Wer liebt, dem wachsen Flügel"), Dramatiker ("Ohio?-Wieso?") und Regisseur -in Deutschland aktuell mit seiner Komödie "Sommerabend" - und gilt als meistgespielter deutschsprachiger Autor der Gegenwart. Er ist Vater von zwei Söhnen und seit 2008 mit Schauspielerin und Autorin Sylvia Leifheit verheiratet

Der Beitrag ist ursprünglich in der Printausgabe von News (34/2019) erschienen!