Polizeipräsident Pürstl war bei rechter Verbindung

Er habe "überall hineingeschnuppert" - Grüne bringen sofort parlamentarische Anfrage ein

Der wegen der Ausschreitungen beim Wiener Akademikerball 2014 heftig unter Beschuss geratene Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl gestand danach ein, dass der Einsatz nicht unter optimalen Bedingungen verlaufen sei. Er gab auch zu, bei einer weit rechts stehenden Verbindung gewesen zu sein.

von Polizeipräsident Pürstl © Bild: APA/HOchmuth

Franko Cherusker nennt sich die Wiener Burschenschaft, eine der "pflichtschlagenden Burschenschaften". Ein einstiges Mitglied dieser Verbindung ist Gerhard Pürstl, der amtierende Wiener Polizeipräsident, der derzeit wegen des Einsatzes am Wiener Akademikerball unter heftiger Kritik steht. Diese Mitgliedschaft gab der Polizeipräsident laut einem Bericht auf "derstandard.at" zu.

"Keine Mensuren geschlagen"

"Einige Monate" sei Pürstl Teil der Burschenschaft gewesen, allerdings habe er "ganz sicher keine Mensuren geschlagen". Zudem sei er kein "richtiges Mitglied" gewesen, da er nie etwas unterschrieben hätte, so der Polizeipräsident. Als Mittelschüler habe er eben überall hineingeschnuppert – unter anderem eben auch in blaue und schwarze Verbindungen, berichtet Prüstl auf "derstandard.at".

Grünen-Anfrage im Parlament

Der Polizeipräsident selbst ist seit Jahren allerdings in der SPÖ verankert. Dennoch brachte Peter Pilz von den Grünen sofort eine parlamentarische Anfrage ein, denn Franko Cherusker habe laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes ein Naheverhältnis zum Rechtsradikalismus. In seiner Anfrage möchte der grüne Politiker von Ministerin Johanna Mikl-Leitner wissen, wann der Polizeipräsident Mitglied gewesen sei, ob zum Zeitpunkt des Balles diese Mitgliedschaft bekannt gewesen sei und was der Verfassungsschutz zu diesem Thema zu sagen habe.

Im März 2014 beantwortete die damalige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner die parlamentarische Anfrage wie folgt: Die Fragen "War Präsident Gerhard Pürstl Mitglied einer schlagenden Verbindung? Handelt es sich bei dieser Verbindung um die Wiener pennale Burschenschaft Franko Cherusker im Blauen Kartell? Von wann bis wann war Pürstl Mitglied dieser Burschenschaft?" beantwortete Mikl-Leitner mit "Nein".

Auf die weiteren Fragen antwortete die Ministerin wie folgt:

4) Ist Ihnen bekannt, dass es sich dabei um eine „pflichtschlagende“ Verbindung handelt, deren Gebräuche Wikipedia beschreibt: „Der Wiener pennale Schlägerbrauch unterscheidet sich lediglich vom akademischen Fechtcomment durch die weitaus geringere und anders definierte Trefferfläche, da alle unbehaarten Teile des Gesichtes mit einer soliden Metall- und Leder Maske geschützt werden“ ?
Antwort: Die Wiener pennale Burschenschaft Franko-Cherusker ist im Zentralen Vereinsregister als Verein registriert. Dieser Verein existiert seit 1954. Aus den hinterlegten Statuten ist ersicht-lich, dass der Vereinszweck Folgendes beinhaltet: „die körperliche Ausbildung durch Pflege der sieben ritterlichen Künste: Singen, Wandern, Schifahren/Turnen, Schwimmen, Fechten, Tanzen und Reiten“.

5) Was ist dem BVT über diese Verbindung bekannt?
Antwort: Erkenntnisse, welche über die Beantwortung der Frage 4 hinausgehen, liegen nicht vor.

6) Was ist dem BVT über Pürstls „viele Freunde“ aus dem rechtsextremen, deutschnationalen und schlagenden Lager bekannt?
Antwort: Derartig angedeutete Verbindungen sind nicht bekannt.

7) War Ihnen zum Zeitpunkt des FPÖ-Balls in der Hofburg bekannt, dass Pürstl aus dem Lager der Ballveranstalter stammt?
Antwort: Diese Aussage trifft nicht zu.

8) Halten Sie einen Burschenschafter für geeignet, den Polizeieinsatz gegen die Kritiker seiner Verbindungsfreunde zu leiten?
Antwort: Meinungen und Einschätzungen sind nicht Gegenstand des parlamentarischen Interpellationsrechtes.

9) Warum will Pürstl alles über die DemonstrantInnen, aber nichts über die eigene Vergangenheit wissen?
Antwort: Mit Presseaussendung vom 28. Jänner 2014 traf der Landespolizeipräsident Dr. Pürstl zu den im Facebook kursierenden Gerüchten, er wäre Mitglied der schlagenden Burschenschaft „Ghibellinia“, folgende Klarstellung: „Mir war bis zum heutigen Tag die Burschenschaft Ghibellinia kein Begriff. Ich war und bin kein Mitglied in dieser Verbindung. Ich halte fest, dass ich schon in meiner Mittelschulzeit genügend Gelegenheit hatte, in Verbindungen verschiedener weltanschaulicher Coleurs Einblick zu nehmen. Bereits nach kurzer „Spähzeit“ habe ich im Alter von 16 oder 17 Jahren erkannt, dort nicht meine politische Heimat zu finden. Dies hat mich jedoch niemals daran gehindert, Freundschaften mit Personen verschiedener politischer Anschauungen zu pflegen. Als Landespolizeipräsident war und ist es mir immer ein Anliegen, alle Menschen in dieser Stadt - unabhängig von deren Weltanschauung - vor gefährlichen Angriffen zu schützen.“

10) Wie werden Sie verhindern, dass Pürstl aus der Wiener Polizei eine pflichtschlagende Verbindung gegen antifaschistische DemonstrantInnen macht?
Antwort: Da bereits die in der Frage unterstellte Absicht gänzlich unzutreffend ist, ist eine Beantwortung obsolet.

Prüstl selbst bestätigte, auch heute noch Kontakte mit Freunden aus dieser Zeit zu unterhalten, allerdings im privaten oder beruflichen Kontext. Die Grünen und die SPÖ verabschiedeten indes eine Resolution, die will, dass der Ball künftig nicht mehr in der Hofburg stattfinden darf. Die Vorwürfe der Grünen hat Pürstl zurückgewiesen. Er unterhalte heute keine Kontakte mehr zur Burschenschaft.

Kommentare

war er auch auf diesem ball mit leiste oder brett?

giuseppeverdi melden

Ist doch super, dass er sich für die Burschenschafter einmal interessiert hat. Dann hat er wenigstens Erfahrung, wie die "ticken" und wie man mit ihnen umgehen muss. Ein Polizist muss einfach überall einmal "hineingerochen" haben. Das ist gut für seine Erfahrung im Umgang mit diesen Leuten!

christian95 melden

Hauptsache man hat heute ein Parteibuch von SPÖ (in Wien) oder ÖVP (in NÖ) dann ist er/sie für JEDE Funktion qualifiziert.
Falls nicht dann hat man die A...-Karte.

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

Na geh @christian ...was ist denn jetzt wieder?? Jetzt hast den guten Pürstl noch selber vor ein paar Tagen für seine tolle Arbeit hier auf News.at gelobt, und jetzt... Also mal ehrlich, bei Dir weiß man a nie, wie man dran ist!!
Übrigens was ist jetzt, konntest mir und @RobOtter jetzt wenigstens fürn nächsten Akademiker 2 Gratiskarten besorgen??

christian95 melden

Püstl früher einmal "Burschenschafter" heute ein guter Genosse. Ohne Parteibuch von SPÖ+ÖVP ist man im Staate Österreich für KEINE Funktion qualifiziert.

christian95 melden

... Da gibt es in Wien auch noch eine hochbezahlte Grüne "Witzebürgermeisterin", der ist es bisher völlig egal ob junge Grüne die "Halbe Innenstadt zerstören", sie schweigt beharrlich und kümmert sich um MAHÜ und FUZO.... Wien verdient nichts anderes!

christian95 melden

Als gelernter Österreicher weiß man, ohne Zustimmung von Häupl (SPÖ Wien) und Pröll ÖVP NÖ) läuft im Staate Österreich gar nichts! Daher ist man in NÖ nur mit einem ÖVP Parteibuch, in Wien nur mit SPÖ Parteibuch qualifiziert. Häupl hat sich Pürstl als Polizeipräsident gewünscht und hat bisher keinen nirgends einen Antrag auf Abberufung gestellt. - Das sagt schon alles!

nonaned melden

Doch auch innerhalb der SPÖ gibt es Politiker die ihre Wurzeln in rechtslastigen Verbindungen haben. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl etwa gehörte in seinen Jugendjahren der freischlagenden Pennälerverbindung Rugia in Krems an. Warum der ehemalige katholische Internatsschüler ins blaue Lager gewechselt war und sogar zum Sprecher der Rugia aufstieg, ..

nonaned melden

Fortsetzung:
beantwortete Häupl gegenüber dem „Falter” so: „Das waren einfach die wilderen Hund.”
Kann man bei Google über die Burschenschafter-Vergangenheit von Bürgermeister Häupl nachlesen, der war dabei, Pürstl war nur Anwärter. Und wann verlangt ein Grüner den Rücktritt von Häupl? Oder darf einer was der andere nicht darf???

mueckenstrunz melden

ob chris jetzt ein leisten- oder brettl-jausenträger ist und mir 10 karten für zutritt verschaft. i gebs an die grünen weiter - zwecks belustigung des balles :))))

Find ich gut, der hat dann Erfahrung. Hört sich doch toll an. Auch ich schnupperte in meiner Jungend in allen möglichen Dingen rum. Wie soll man sich sonst entwickeln und Meinungen haben können.

christian95 melden

Die Grünen sollen sich selber fragen was machen ihre Abgeordneten auf so einer Demo?

JustTheTruth melden

Zu deiner Information haben tausende Menschen aller Alters- und Sozialschichten friedlich an dieser Demo teilgenommen ... Warum also sollte ein grüner Abgeordneter nicht auch daran teilnehmen dürfen?

JustTheTruth melden

Bei dir frage ich mich manchmal echt ob du einfach aus Prinzip über alles meckerst (aber natürlich nicht über deine Helden aus der FPÖ) oder einfach nur dumm bist ...

RobOtter
RobOtter melden

@christian95: Die Grünen haben vielleicht dagegen demonstriert dass Holocaustopfer trotz Gedenktag den Heldenplatz nicht betreten durften aber die Sympathisanten der Täter sich ein lustiges Stelldichein gaben?
Oder gegen die Beschneidung von Menschenrechten? Die Verachtung der Pressefreiheit? Was willst noch hören?

christian95 melden

Und warum muss man an einer solchen Demo die "Halbe Innenstadt zerschlagen"?
"Beschneidung von Menschenrechte" davon habe ich nichts gehört als eine junge österreichische Muslimin vergewaltigt wurde.....

christian95 melden

@RobOtter:
Bisher war ich der Ansicht die Grünen haben "vielleicht" gegen den WKR Ball demonstriert. Warum man bei einer angeblichen Demo gegen "Beschneidung von Menschenrechten" oder "für Holocaustopfer" und "Verachtung der Pressefreiheit" so randalieren muss, - muss sich ja nicht verstehen. Die "Pressefreiheit" hat ein tiefroter Polizeipräsident beschnitten!

JustTheTruth melden

@ Christian: Du solltest mit deiner Pauschalverurteilung vorsichtig sein ... Wie bereits erwähnt haben zigtausende eben nicht randaliert! ... Und ist dir mal in den Sinn gekommen dass Demos auch bewusst von Randalierern ausgenutzt werden um Krawall zu machen?

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Welcher Schwachsinn wird hier verzapft!!!!????

christian95 melden

"Pauschalverurteilungen" gelten nur für die Randalierer. Am Ball waren "alles Nazis", da ist man auf einmal nicht so kleinlich. Ich frage mich warum dort keine Nazis verhaftet wurden? (Das würde bedeuten: In Österreich können Nazis ohne Verhaftung feiern - geht's noch ein wenig blöder?)

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