Wiener Staatsoper: Wo man am besten sitzt und was man in der Wiener Oper trägt

Die Wiener Staatsoper ist eines der bedeutendsten Opernhäuser der Welt. Dabei erntete sie nach ihrer Fertigstellung Spott und Hohn. Die turbulente Geschichte des weltberühmten Opernhauses, wiederkehrende Highlights, wo man am besten sitzt und was man bei einem Besuch der Staatsoper tragen sollte.

von Wiener Staatsoper © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis

Wiener Staatsoper
© Shutterstock.com Die Staatsoper fasst insgesamt 2.284 Plätze

Wiener Staatsoper Eckdaten

  • Eröffnet am 25. Mai 1869
  • Architekten: Eduard van der Nüll, August Sicard von Sicardsburg
  • Baumeister: Josef Hlávka
  • Baustil: Neorenaissance
  • Direktor: Bogdan Roščić
  • Adresse: Opernring 2, 1010 Wien
  • Saison: September bis Juni
  • Plätze: 1.709 Sitzplätze, 567 Stehplätze, 4 Rollstuhl- und 4 Begleiterplätze
  • Praktische Links:

Die Geschichte des Wiener Opernhauses

Hinter dem Bau der Wiener Staatsoper verbirgt sich eine tragische Geschichte: Während die Bauarbeiten bereits in vollem Gange waren - sie begannen 1861 -, wurde das Straßenniveau der Ringstraße um einen Meter angehoben. Damit verlor der von Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg entworfene Prachtbau an architektonischem Glanz, schien er doch im Boden versunken zu sein. Die Torbögen im Erdgeschoss ragten nicht, wie geplant, erhaben in die Höhe. Stattdessen wirkten sie verstümmelt.

Die Architekten wurden Opfer von Spott und Hohn, das Opernhaus "versunkene Kiste" genannt. Selbst der Kaiser sparte nicht an Kritik, die van der Nüll schließlich dermaßen zusetzte, dass er sich das Leben nahm. Wenige Wochen später erlag von Sicardsburg - er und van der Nüll waren seit jungen Jahren befreundet - den Folgen einer schweren Erkrankung. Keiner der beiden erlebte die Fertigstellung der Wiener Staatsoper im Jahr 1869. Am 25. Mai desselben Jahres wurde das Haus mit Mozarts "Don Giovanni" feierlich eröffnet.

Wiener Staatsoper
© iStockphoto.com Die Wiener Staatsoper im 19. Jahrhundert

Mit Gustav Mahler als Direktor avancierte die Staatsoper um 1900 zu einem der weltweit führenden Opernhäuser, bevor 1938 ein dunkles Kapitel eingeläutet wurde. Während der NS-Zeit wurden viele Mitglieder der Oper verfolgt, vertrieben und ermordet. Im März 1945 geriet das Gebäude nach US-amerikanischen Bombardements in Brand. Das Ausmaß der Zerstörung war dermaßen groß, dass man lange Zeit überlegte, ob man die Oper wiederaufbauen oder dem Erdboden gleichmachen und neu erreichten sollte. Man entschied sich für Ersteres.

Zehn Jahre dauerte es, bis die Wiener Staatsoper wieder bespielt werden konnte. Während dieser Zeit wich man u.a. in die Volksoper und ins Theater an der Wien aus. 1955 und damit im selben Jahr, in dem der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet wurde, fand die Wiedereröffnung der Staatsoper statt, die sodann als Symbol für den Wiederaufbau und die Wiedergeburt Österreichs galt. Heute zählt die Wiener Staatsoper zu den wichtigsten Opernhäusern der Welt.

Wiener Staatsoper
© Elke Mayr Nach ihrer Errichtung wurde die Oper als "versunkene Kiste" verspottet

Die Namen der Institution Oper

Die Bezeichnung "Staatsoper" war zwar schon in den 1920er Jahren geläufig, offiziell trug die Institution diesen Namen aber erst seit 1938. Die Bezeichnung "Wiener Staatsoper" wiederum wurde mit der Wiedereröffnung des Hauses im Jahr 1955 ins Leben gerufen.

Wer ist der Direktor der Wiener Staatsoper?

Seit Juli 2020 ist Bogdan Roščić Direktor der Wiener Staatsoper. Der Schweizer Tänzer und Choreograf Martin Schläpfer fungiert als Direktor des Wiener Staatsballetts, der Schweizer Dirigent Philippe Jordan als Musikdirektor. Bis zu seiner Bestellung als Musikdirektor an der Wiener Staatsoper war Jordan Chefdirigent der Wiener Symphoniker.

Die Direktoren der Wiener Staatsoper
Franz von Dingelstedt 1. Juli 1867 – 19. Dez. 1870
Johann von Herbeck 20. Dez. 1870 – 30. April 1875
Franz von Jauner 1. Mai 1875 – 19. Juni 1880
Karl Mayerhofer, Gustav Walter und Emil Scaria 20. Juni 1880 – 31. Dez. 1880
Wilhelm Jahn 1. Jan. 1881 – 14. Okt. 1897
Gustav Mahler 15. Okt. 1897 – 31. Dez. 1907
Felix von Weingartner 1. Jan. 1908 – 28. Febr. 1911
Hans Gregor 1. März 1911 – 14. Nov. 1918
Franz Schalk 15. Nov. 1918 – 31. Okt. 1924
Richard Strauss mit Franz Schalk 16. Aug. 1919 – 31. Okt. 1924
Franz Schalk 1. Nov. 1924 – 31. Aug. 1929
Clemens Krauss 1. Sept. 1929 – 10. Dez. 1934
Felix von Weingartner 1. Jan. 1935 – 1. Sept. 1936
Erwin Kerber 1. Sept. 1936 – 31. Aug. 1940
Heinrich Karl Strohm 1. Sept. 1940 – 31. Jan. 1941
Walter Thomas 1. Febr. 1941 – 31. März 1941
Ernst August Schneider 1. April 1941 – 31. Aug. 1941
Lothar Müthel 1. Sept. 1941 – 31. Dez. 1942
Karl Böhm 1. Jan. 1943 – 30. Juni 1945
Franz Salmhofer 1. Juli 1945 – 31. Aug. 1954
Karl Böhm 1. Sept. 1954 – 31. Aug. 1956
Herbert von Karajan 1. Sept. 1956 – 31. Aug. 1964
Egon Hilbert 1. Sept. 1964 – 8. Jan. 1968
Heinrich Reif-Gintl 19. Jan. 1968 – 31. Aug. 1972
Rudolf Gamsjäger 1. Sept. 1972 – 31. Aug. 1976
Egon Seefehlner 1. Sept. 1976 – 31. Aug. 1982
Lorin Maazel 1. Sept. 1982 – 30. Juni 1984
Egon Seefehlner 1. Sept. 1984 – 31. Aug. 1986
Claus Helmut Drese 1. Sept. 1986 – 30. Juni 1991
Eberhard Waechter und Ioan Holender 1. Sept. 1991 – 29. März 1992
Ioan Holender 30. März 1992 – 31. Aug. 2010
Dominique Meyer 1. Sept. 2010 – 30. Juni 2020
Bogdan Roščić seit 1. Juli 2020

Kommt Ihnen Sie dieses Opernhaus bekannt vor?

Oper in Budapest
© Shutterstock.com

Was auf den ersten Blick wie das Wiener Opernhaus aussieht, ist in Wahrheit die Ungarische Staatsoper. Kaiser Franz Joseph I., der deren Bau mitfinanzierte, forderte, dass sie kleiner sein solle als ihr Wiener Pendant. Gesagt, getan. Allerdings ist die untere Etage - so, wie eigentlich auch bei der Wiener Oper geplant - höher, was dem Bauwerk besonderes Ansehen verleiht.

Ensembles am Wiener Opernhaus

Bespielt wird die Oper in erster Linie vom Wiener Staatsopernorchester. Dieses gilt als einziges Orchester von Weltrang, das Abend für Abend Auftritte zu leisten hat. Aus Mitgliedern des Staatsopernorchesters wiederum setzen sich die Wiener Philharmoniker zusammen. Als eines der besten Orchester der Welt spielen sie nicht nur in der Staatsoper, sondern geben Konzerte in aller Herren Länder.

Ebenso in der Staatsoper angesiedelt ist das Bühnenorchester. 1854, also noch vor dem Bau der Staatsoper, gegründet, wirken dessen Mitglieder heute auch im Staatsopernorchester bzw. bei den Philharmonikern mit. Zudem fungiert das Bühnenorchester als Hauptorchester der Kinderoper. Begleitet werden die Orchester vom Chor der Wiener Staatsoper, der außerhalb des Hauses unter dem Namen "Konzertvereinigung Wiener Staatsoper" auftritt.

Ebenso als weltweit führend gilt das Wiener Staatsballett, das sowohl in der Staats- als auch in der Volksoper tanzt. Die Ballettakademie der Wiener Staatsoper, an der Schüler im Alter von acht bis 18 Jahren ausgebildet werden, geriet 2019 wegen Fällen des Missbrauchs Minderjähriger in Verruf.

Wiener Staatsoper
© imago images / imagebroker Der Treppenaufgang in der Wiener Staatsoper

Wo sitzt man in der Staatsoper am besten?

Wenn man sich schon einmal einen Besuch in der Oper gönnt, sollte dieser auch lohnend sein. Wo befinden sich demnach die besten Plätze - sowohl die Akustik als auch die Sicht betreffend? Das Wiener Opernhaus gibt hierzu konkret Auskunft: In der Galerie, Mitte, Reihe 2, Platz 36 und 37. Überraschenderweise handelt es sich bei diesen Plätzen nicht um die der ersten und damit teuersten Kategorie, sondern um Plätze der Kategorie 5 von insgesamt neun. Und noch eine gute Nachricht: Besagte Plätze 36 und 37 gibt es je zwei Mal - einmal rechts und einmal links vom Gang.

Günstige Karten

Wer nicht von langer Hand planen und die Kosten für den Besuch der Wiener Staatsoper gering halten will, kann sich direkt vor der Aufführung eine Stehplatzkarte kaufen.

Was trägt man in der Wiener Oper?

Wer will, kann einen Besuch in der Oper dazu nutzen, um sich ordentlich in Schale zu werfen. Mit eleganter Abendgarderobe - etwa einem Anzug für männliche und einem Abendkleid für weibliche Besucher - liegt man keinesfalls falsch, wobei man es mit dem Dresscode heutzutage auch nicht mehr ganz so genau nimmt. So sieht man durchaus auch Herren und Damen in Jeans und sportlichem Schuhwerk.

Was allerdings gar nicht geht, sind "z.B. keine Schuhe oder Flip-Flops, Unterhemd als Oberteil, extrem breit löchrige Jeans oder kurze Hosen bei Männern", wie es auf der Website der Wiener Staatsoper heißt. "Personen in unvollständiger Bekleidung" könne der Zutritt trotz gültiger Eintrittskarte verwehrt werden. Ebenso verboten sind Kopfbedeckungen, die die Sicht des Publikums einschränken.

Führungen durch das Opernhaus

Das Wiener Opernhaus ist eine beliebte Sehenswürdigkeit nicht nur für Touristen. Erwachsene erfahren bei einem 40-minütigen Rundgang, der vom Foyer durch die Prunkräume bis in den Zuschauerraum führt, Wissenswertes über den Opernbetrieb, die Geschichte und die Architektur des Hauses. Kindern werden die Instrumente sowie die Berufe vor und hinter der Bühne nähergebracht. Zudem dürfen sie Kostüme anprobieren und mit Requisiten hantieren.

Gekauft werden können die Karten 30 Minuten vor der jeweiligen Führung an der Führungskasse in der Oper. Hier werden allerdings nur mehr Restplätze angeboten. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die Buchung daher online vornehmen. Ein telefonischer Kartenkauf ist nicht möglich. Hier können Sie eine Führung buchen. Die Führungen sind nicht barrierefrei.

Führungen für Erwachsene

  • Dauer: 40 Minuten
  • Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch
  • Teilnehmer: max. 30
  • Preis: 13 Euro
  • Ermäßigungen:
    • Pensionisten und Pensionistinnen ab 65 Jahren und Gruppen ab 20 Personen: 9 Euro
    • Studierende und Lehrlinge unter 27 Jahren: 7 Euro
    • Besucher:innen mit besonderen Bedürfnissen und deren Begleitpersonen: 7 Euro
    • freier Eintritt für Kinder unter 6 Jahren
    • einmalig freier Eintritt mit der Niederösterreich-Card

Führungen für Kinder

  • Dauer: 90 Minuten
  • Sprachen: Deutsch
  • Teilnehmer: max. 15 (plus max. 2 Erwachsene)
  • Preis: 9,50 Euro

Die Führung richtet sich an Kinder von 6 bis 10 Jahren.

Wiederkehrende Highlights

Die Tradition des Wiener Opernballs reicht bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. 1877 fand das Großereignis erstmals in der Wiener Staatsoper statt, seit 1935 wird es unter der heute gängigen Bezeichnung "Wiener Opernball" geführt. Bis auf einige Ausnahmen, in denen es zu einer Absage des Opernballs kam, zieht das Event Jahr für Jahr prominente Besucher aus aller Welt an.

Im Rahmen der Initiative "Oper live am Platz" werden im Mai, Juni und September mehrmals wöchentlich Aufführungen über einen Monitor auf den Karajanplatz übertragen. Interessierte können sich auf einem der rund 300 temporär aufgestellten Sessel niederlassen und die Vorstellung von hier aus gratis mitverfolgen.

Vorstellungen für Kinder und Jugendliche

Vorstellungen für Kinder sind spätestens seit der Ära Holender, selbst Vater von drei Kindern, Fixpunkt im Programm der Wiener Staatsoper. Bis zum Frühjahr 2015 fanden sie als Kinderoper auf dem Dach des Vorbaus statt. Hierfür wurde eine Zeltkonstruktion errichtet, die im Sommer 2015 allerdings wieder abgetragen wurde. Seitdem finden die Vorstellungen für Kinder im ehemaligen Stadttheater Walfischgasse statt.

Wiener Staatsoper
© imago images/Westend61 Auf dem Dach der Wiener Staatsoper fand bis 2015 die "Kinderoper" statt

Ein weiterer Fixpunkt fürs junge Publikum ist der Tag nach dem Opernball: Noch bevor der Zuschauerraum wieder mit Sesseln ausgestattet wird, wird hier Mozarts "Zauberflöte" aufgeführt. Bei Veranstaltungen wiederum, die nicht eigens für Kinder konzipiert sind, ist ein Mindestalter von fünf Jahren einzuhalten.

Das Besondere an der Staatsoper

Die Wiener Staatsoper ist eigenen Angaben zufolge das Haus mit dem größten Repertoire. Das Angebot spiegelt sich in der jährlichen Besucherzahl wider: Pro Saison wohnen laut "Statista" rund 600.000 Personen den Vorstellungen bei. Mit der Corona-Pandemie kam es zu einem vorübergehenden Einbruch der Besucherzahlen. Die Staatsoper fasst 1.709 Sitzplätze, 567 Stehplätze sowie 4 Rollstuhl- und 4 Begleitplätze.

Im Zuge des Wiederaufbaus wurde die seit 1881 - das war 20 Jahre nach der Grundsteinlegung des Wiener Opernhauses - vorgeschriebene Brandschutzvorrichtung umgesetzt: Der sogenannte eiserne Vorhang trennt die Bühne vom Zuschauerraum und soll im Falle eines Brandes verhindern, dass das Feuer vom einen auf den anderen Teil des Gebäudes übergreift. Ursprünglich von Rudolf Hermann Eisenmenger gestaltet, dient der eiserne Vorhang seit 1998/1999 als Ausstellungsfläche für zeitgenössische Kunst. Saison für Saison wird er von einem anderen Künstler gestaltet.

Wiener Staatsoper
© Shutterstock.com Der Zuschauerraum wird von einem 3 Tonnen schweren Beleuchtungskranz erhellt

In der Mitte des Zuschauerraums befindet sich ein Beleuchtungskranz aus Kristallglas. Dieser hat einen Durchmesser von 7 Metern, ist 5 Meter hoch, wiegt rund 3 Tonnen und wird von 1.100 Glühbirnen erleuchtet. Ein Objekt der Superlative ist auch die Orgel mit 2.500 Pfeifen. Kein anderes Opernhaus weltweit ist mit einer derart großen Pfeifenorgel ausgestattet.

Die Wiener Staatsoper hat auch immer wieder außergewöhnliche Gäste. Manche bleiben nur für einen kurzen Besuch, andere für längere Zeit. Seit 2010 wohnen rund 60.000 Bienen auf dem Dach des Opernhauses. Mitarbeiter:innen der Oper betreuen die zwei Bienenstöcke. Ihr Honig ist im Staatsopern-Shop im Foyer zu kaufen. Im August 2014 kletterte Tom Cruise für "Mission: Impossible - Rogue Nation" aufs Dach der weltberühmten Oper.